Diss. Marburg; Begutachtung: P. Borscheid, W. Kerber. – In einer komparativen Studie untersucht Stefan Göbel, ob und inwiefern die Ölpreiskrisen der 1970er‑Jahre als Wendepunkte in der Wirtschaftsgeschichte gewertet werden müssen. Immerhin stellten die Ölpreiskrisen „die ersten umfassenden ökonomischen Verwerfungen der Wohlstandgesellschaft und damit die ersten anni horribili der Nachkriegsära“ (3) dar. Mithilfe eines interdisziplinären wirtschaftshistorischen Ansatzes vergleicht der Verfasser die Krisenauswirkungen in der Bundesrepublik Deutschland, den Vereinigten Staaten, Japan, Großbritannien und Frankreich miteinander. Dabei beleuchtet er insbesondere sechs Politik‑ und Wirtschaftsbereiche. Neben den Auswirkungen auf die Energie‑ und Außenwirtschaft bezieht er ebenso die Konjunktur und Inflation, den Arbeitsmarkt, die institutionelle Wirtschaftspolitik und den Strukturwandel in seine Untersuchung mit ein. Das Ziel ist, mögliche Muster in den Folgen der Krisen zu erkennen. Göbel kann aufzeigen, dass sich „[i]m Zuge der Ölpreiskrisen der 1970er Jahre […] zahlreiche Trendbrüche, Trendumkehrungen oder Trendbeschleunigungen etabliert [haben]“ (598), die letztlich einen „tieferen ökonomischen und ökologischen Bewusstseinswandel“ (599) einleiteten. Insbesondere das klare Untersuchungsschema und der immer wieder hergestellte Bezug zu aktuellen ökonomischen Entwicklungen – besonders auch zu Krisenerscheinungen – überzeugen. Einerseits gelingt es dem Verfasser in ansprechender Weise, die Auswirkungen von Ölpreisschocks auf die unterschiedlichen Bereiche der Wirtschaftspolitik herauszuarbeiten. Andererseits liefert die Zusammenschau der jeweiligen Staatenanalysen einen guten internationalen Überblick. In Anbetracht der Tatsache, dass die „aktuelle weltwirtschaftliche Gemengelage […] einige Parallelen zu der Vorkrisenphase der frühen 1970er Jahre auf[weist]“ (1), kann die Dissertation eventuell auch für die Zukunft wichtige Erkenntnisse liefern.