Mit dieser Neuausgabe wird zum erstenmal seit der von Manfred Riedel 1968 besorgten Ausgabe das staatswissenschaftliche Hauptwerk des Historikers, Politiklehrers und Wortführers der Göttinger Sieben zugänglich. Die aktuelle Veröffentlichung beruht auf der Erstauflage von 1835, die den vollständigen Titel Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt trug. Dieser Ausgabe wird hier auch in der Orthographie gefolgt. Man wird darüber streiten können, ob Dahlmanns liberale Verfassungslehre für die aktuelle Debatte Impulse geben kann. Der Herausgeber weist jedenfalls in seinem informativen Nachwort (271-322) darauf hin, daß Dahlmanns Vorstellungen einer Verschränkung von politischem Herrschaftsverband und staatsbürgerlicher Gesellschaft "heute mit dem Paradigma der Zivilgeselllschaft (civil society) wieder aktuell geworden" (287) seien. Aber ganz unabhängig von solchen Fragen ist die gründliche Edition verdienstvoll. So wird mit ihr beispielsweise auf einen Denker aufmerksam gemacht, den man als vergessenen Vorläufer der deutschen Politikwissenschaft ansehen muß. Auch ermöglicht die Neuedition einen Einblick in eine Literaturgattung, die für jene vormärzliche akademische Auseinandersetzung mit politischen Fragen repräsentativ ist, in der die deutlich von Aristoteles geprägte ältere Politik- und Staatslehre eine späte Blüte erlebte.