/ 03.06.2013
Claus-Ekkehard Bärsch
Die politische Religion des Nationalsozialismus. Die religiöse Dimension der NS-Ideologie in den Schriften von Dietrich Eckart, Joseph Goebbels, Alfred Rosenberg und Adolf Hitler
München: Wilhelm Fink Verlag 1998; 406 S.; kart., 58,- DM; ISBN 3-7705-3172-Bärsch zählt zu den maßgeblichen Protagonisten der bereits in den dreißiger Jahren aufgeworfenen, aber erst seit einiger Zeit in der Totalitarismusdebatte wieder intensiver und durchaus kontrovers diskutierten These vom religiösen Charakter des Nationalsozialismus bzw. totalitärer Bewegungen überhaupt. Mit seinen ausführlichen Interpretationen von Texten Eckarts, Goebbels', Rosenbergs und Hitlers legt Bärsch gewissermaßen eine Summe seiner Studien zur Weltanschauung des Nationalsozialismus vor, an der man auch die problematischen Aspekte des Ansatzes ersehen kann. So wird man sich z. B. schon unter methodologischen Gesichtspunkten fragen müssen, ob die "theoretischen" Elaborate von Nationalsozialisten tatsächlich die Substanz und Eigentümlichkeit des Nationalsozialismus erkennen lassen. Ungeachtet solcher Fragen ist indes auf einen interessanten Aspekt des Buches hinzuweisen: Die Studie über den Nationalsozialismus wird in den Kontext einer Konzeption gestellt, die Bärsch unter dem Titel "Religionspolitologie" präsentiert. Deren Fragestellung reicht weit über die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hinaus, indem sie das Verhältnis von Religion und Politik überhaupt zu ihrem Gegenstand macht. Mit der Kategorie der Religionspolitologie bietet Bärsch dem aktuellen politikwissenschaftlichen Interesse an vorpolitischen Bedingungen von Politik und an gesellschaftsintegrativen Phänomenen ein Etikett, unter dem die aus solchem Interesse resultierenden Fragen systematisch erörtert werden könnten.
Aus dem Inhalt: B. Zur Phänomenologie der nationalsozialistischen Weltanschauung: "Reich" und "Führer" sowie "Volk" und "Rasse": I. Das nationalsozialistische Verständnis vom kommenden "Dritten Reich": 1. Historisierung der Trinität: Zum Begriff des "Dritten Reiches"; 2. Die Einführung des Symbols "Drittes Reich" in die NS-Ideologie durch Dietrich Eckart; 3. Der politische Katechismus des Bildungsbürgers und späteren Propagandaministers Joseph Goebbels; 4. Zusammenfassung: Sieg und Heil durch Kampf gegen das Böse.
Michael Henkel (MH)
Priv.-Doz. DR., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.312
Empfohlene Zitierweise: Michael Henkel, Rezension zu: Claus-Ekkehard Bärsch: Die politische Religion des Nationalsozialismus. München: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3355-die-politische-religion-des-nationalsozialismus_4403, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 4403
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Priv.-Doz. DR., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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