/ 03.06.2013
Jean Ziegler
Die Schweiz, das Gold und die Toten
München: C. Bertelsmann 1997; 315 S.; 3. Aufl.; 39,80 DM; ISBN 3-570-00112-1Gegenstand des auch in erster Auflage 1997 erschienenen Buches ist die Rolle der Schweizer Banken als "Hehler und Weißwäscher" (47) für Hitlers geraubtes Gold, mit dem er kriegswichtige Rohstoffe gekauft habe (45-47). Weiterhin geht es um das Verhalten dieser Banken gegenüber den Erben im KZ ermordeter Juden, zwei Facetten eines Themenkomplexes, der bereits auch in anderen Veröffentlichungen behandelt wurde (siehe ABP 3/97: 1.097). Ziegler erläutert, wie die "Goldwaschmaschine" (80-90) für Hitler funktionierte, wie Juden ihr Vermögen in die Schweiz bringen konnten (z. B. 272) und wie in Schweizer Banken Erben abgewimmelt wurden (260-264). Außerdem stellt er auch Spekulationen darüber an, wie sich einzelne Bankiers z. B. an den Vermögen "verwaister" Nummernkonten persönlich bereichern können (274).
Es ist sicher verdienstvoll, ein solch wichtiges Thema und seine Hintergründe zu erläutern. Die Darstellung verliert allerdings ganz maßgeblich durch o. g. und weitere Spekulationen sowie eine reißerische Sprache (z. B.: "Die Zürcher, Basler und Berner Gnomen waren die Hehler und die Kreditherren Hitlers", 25; "Nacht und Nebel liegen über den Geheimkonten an der Zürcher Bahnhofstraße. Keiner - außer den Gnomen selbst - weiß, welche Skelette in den Bankkellern vergraben sind, welche Gespenster durch die Korridore [...] geistern.", 35; "Die Finanzhaie aus Zürich, Basel, Bern", 47). Damit erschwert der Autor den Lesern eine Aufarbeitung ohne Vorabverurteilung.
Petra Beckmann-Schulz (Bm)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.5 | 2.23 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Petra Beckmann-Schulz, Rezension zu: Jean Ziegler: Die Schweiz, das Gold und die Toten München: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3369-die-schweiz-das-gold-und-die-toten_4431, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 4431
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Dr., Politikwissenschaftlerin.
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