/ 20.06.2013
Wolfgang Mueller
Die sowjetische Besatzung in Österreich 1945-1955 und ihre politische Mission
Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2005; 300 S.; geb., 39,- €; ISBN 3-205-77399-3Diss. Wien. – Als erste Alliierte erreichten 1945 die sowjetischen Truppen Österreich. Obwohl mit den westlichen Verbündeten eine gemeinsame Besetzung des Landes vereinbart war, sollten dabei die Weichen für ein endgültig von Deutschland gelöstes, der Sowjetunion freundlich gesinntes Österreich gestellt werden. Das Land habe aber nicht zum engeren Bereich der eigenen Einflusssphäre gemacht werden sollen, schreibt der Autor, sondern sei als eine Grauzone vorgesehen gewesen, „in der westlicher und sowjetischer Einfluss in einem freien Spiel der Kräfte wirken sollten“ (233) – in der Annahme, dass sich die Kommunisten durchsetzen würden. Deshalb sollte eine Volksfrontregierung unter Beteiligung aller antifaschistisch-demokratischen Parteien gebildet werden. Den kommunistischen Einfluss sollte eine aus Moskau angereiste Gruppe von Exilanten sichern. Diese erste Phase der Machtkonsolidierung sei allerdings nach zwei Wochen aufgegeben worden, schreibt Mueller. Mit dem Auftauchen des betagten Sozialdemokraten Karl Renner meinte man, die bessere Lösung gefunden zu haben: eine neutral wirkende Integrationsfigur, hinter deren Rücken sich eigene Pläne ungestört verfolgen ließen. Renner aber habe sich in Verfassungsfragen besser ausgekannt als seine sowjetischen Verhandlungspartner und eine Regierung etabliert, in der durch den festgelegten Entscheidungsprozess die Kommunisten schnell in eine Minderheitenposition gerieten. Ohne einen offensichtlichen Rechtsbruch wäre dies nicht zu beheben gewesen. Die Kommunisten aber seien überzeugt gewesen, nach einem Wahlerfolg legal agieren zu können. Tatsächlich sei ihre Ideologie durch die Gewalttaten und Plünderungen der sowjetischen Soldaten bei Kriegsende in den Augen der meisten Österreicher völlig diskreditiert gewesen. Den ersten Wahlniederlagen versuchten die Kommunisten dann vergeblich mit fragwürdigen Koalitionen zu begegnen. Schließlich schlugen sie vor, das Land ähnlich wie Deutschland zu teilen. Aber Stalin sei an einem kommunistischen österreichischen Kleinstaat nicht interessiert gewesen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.22 | 4.22 | 2.62 | 4.1
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Wolfgang Mueller: Die sowjetische Besatzung in Österreich 1945-1955 und ihre politische Mission Wien/Köln/Weimar: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/24410-die-sowjetische-besatzung-in-oesterreich-1945-1955-und-ihre-politische-mission_28170, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 28170
Inhaltsverzeichnis
Rezension drucken
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
CC-BY-NC-SA