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/ 03.06.2013
Immanuel Wallerstein / Calestous Juma / Evelyn Fox Keller / Jürgen Kocka / Dominique Lecourt / Valentin Y. Mudimbe / Kinhide Mushakoji

Die Sozialwissenschaften öffnen. Ein Bericht der Gulbenkian-Kommission zur Neustrukturierung der Sozialwissenschaften. Übersetzt von Christoph Münz

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1996; 113 S.; 29,80 DM; ISBN 3-593-35610-4
Unter der Federführung Wallersteins hat ein internationaler Kreis von Wissenschaftlern Überlegungen über die Zukunft der Sozialwissenschaften angesichts gegenwärtiger inhaltlicher und institutioneller Herausforderungen angestellt. Die Ergebnisse dieser Reflexionen und die vorgeschlagenen Maßnahmen institutioneller Neustrukturierungen sind in der kleinen Studie zusammengefaßt. Zunächst zeichnen die Autoren in kurzweiliger Weise die Entwicklungs- und Institutionalisierungsprozesse der Geistes- und Sozialwissenschaften seit dem späten 18. Jahrhundert nach, bevor sie zentrale Debatten um die Sozialwissenschaften seit 1945 aufgreifen. Vor dem Hintergrund dieser Diskussion erfolgt eine Skizze der gegenwärtigen Entwicklungstendenzen und Herausforderungen. Thematisiert werden etwa die Problematisierung von Universalitätsansprüchen der Sozialwissenschaften, die durch neue Betrachtungsweisen (etwa in den gender studies) infrage gestellt werden oder Konvergenzen natur- und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisprogramme, die institutionelle Konsequenzen hin zu einer Öffnung der sozialwissenschaftlichen Disziplinen fordern. Die vorgeschlagenen Modelle einer Neustrukturierung können keine Originalität für sich beanspruchen. Sie laufen im wesentlichen auf die Forderung nach mehr Interdisziplinarität hinaus, darauf "die Organisation der intellektuellen Aktivitäten ohne Rücksicht auf die derzeitigen Fächergrenzen weiter auszudehnen" (103). Lesenswert bleibt die Studie gleichwohl, und zwar nicht nur wegen des disziplingeschichtlichen Überblicks und der Diskussion aktueller Entwicklungen, sondern in erster Linie, weil die Sozialwissenschaften hier aufgefordert werden, die neuen Herausforderungen offensiv und als Chance anzunehmen und die institutionellen Fragen nicht den Verwaltungen und Bürokratien zu überlassen. Insofern sind die hier vorgestellten Überlegungen als kompetenter Beitrag zur Klärung sozialwissenschaftlichen Selbstverständnisses in unserer Zeit zu betrachten.
Michael Henkel (MH)
Priv.-Doz. DR., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Michael Henkel, Rezension zu: Immanuel Wallerstein / Calestous Juma / Evelyn Fox Keller / Jürgen Kocka / Dominique Lecourt / Valentin Y. Mudimbe / Kinhide Mushakoji: Die Sozialwissenschaften öffnen. Frankfurt a. M./New York: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2216-die-sozialwissenschaften-oeffnen_2699, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2699 Rezension drucken
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