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/ 04.06.2013
Ulrich Brieler

Die Unerbittlichkeit der Historizität. Foucault als Historiker

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 1998 (Beiträge zur Geschichtskultur 14); 664 S.; brosch., 118,- DM; ISBN 3-412-10697-6
"Die Historizität des Humanen innerhalb seiner Lebenswelten zu entwickeln, ist das theoretische und praktische Programm der Historiographie Michel Foucaults." (3) Von diesem Ausgangspunkt her geht der Autor daran, die historische Praxis Foucaults zu entwickeln, wobei unter historischer Praxis sowohl die theoretische Erkenntnis wie die erzählende Darstellung verstanden wird. Diese Rekonstruktion geschieht sowohl chronologisch wie systematisch aus der Argumentationsstruktur Foucaults heraus, der daher ausführlich zu Wort kommt. Die drei großen Abschnitte des Buches befassen sich mit "Archäologie und Devianz" (9 ff.); "Genealogie und Resistenz" (237 ff.) und "Souveränität und Freiheit" (517 ff.). Der erste Abschnitt nimmt Foucaults Bemühungen in den fünfziger und sechziger Jahren um Geschichte und Konstruktion der Geisteskrankheit als Ausgangspunkt der Rekonstruktionen. Im Zentrum des zweiten Abschnitts steht das Erlebnis des Jahres 1968, und, daran anknüpfend, die Bedeutung von Politik, Strafe, Macht und schließlich Sexualität für die Foucaultsche Historizität. Brieler unternimmt eine ausgedehnte, aus den Quellen erarbeitete Untersuchung des Machtbegriffs Foucaults (428 ff.) vor allem in den siebziger Jahren. Der dritte Abschnitt endlich widmet sich primär der ab den späten siebziger Jahren verstärkten Foucaultschen Analyse des Subjektes in seiner und durch die Genealogie der modernen Sexualität. Neben den bei der Beschäftigung mit Foucault immer zu beobachtenden terminologischen Schwierigkeiten leidet das Buch auch unter dem prosaischen Layoutproblem eines extrem engen Drucks, der die Lektüre angesichts des auch so noch enormen Umfanges der Arbeit nicht eben erleichtert.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Ulrich Brieler: Die Unerbittlichkeit der Historizität. Köln/Weimar/Wien: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5272-die-unerbittlichkeit-der-historizitaet_6934, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6934 Rezension drucken
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