Kurz vor seinem Tod gab Pius XI. eine Enzyklika in Auftrag, in der die Judenverfolgung verurteilt werden sollte. Ein amerikanischer Jesuit erarbeitete zusammen mit drei anderen Jesuiten aus Frankreich und Deutschland einen Entwurf. Pius XI. ist nicht mehr dazu gekommen, die Enzyklika "Humani generis unitas" herauszugeben. Die Frage wird nicht geklärt, was seinen Nachfolger, Pius XII., dazu bewogen hat, die Enzyklika nicht herauszugeben. Ebenso spekulativ bleibt natürlich die Frage, ob denn eine verurteilende Stellungnahme des Vatikans zur Judenverfolgung Einfluß auf die weitere Geschichte gehabt hätte. Offenbar suchte Pius XII. andere Wege als sein Vorgänger, um seinen Protest gegen den Antisemitismus zum Ausdruck zu bringen. Fragwürdig ist der Umstand, weshalb der Vatikan die Existenz eines Entwurfes überhaupt leugnet. Die Autoren, ein belgischer Benediktiner und ein Historiker, die in mühevoller Archivrecherche den hier veröffentlichten Text der geplanten Enzyklika zusammengetragen haben, weichen diesen Fragen nicht aus, aber sie sehen ihre Hauptaufgabe in der Dokumentation der Entstehungsgeschichte einer Enzyklika, deren günstigster Herausgabezeitpunkt schlicht verpaßt wurde. Es wird dabei deutlich, daß der Vatikan vor Kriegsbeginn Schwierigkeiten hatte, die Spannungen zwischen Judentum und Christentum abzubauen (Stichwort: Antijudaismus). Der Vatikan lehnte zwar den Faschismus ab, aber mehr noch war er antikommunistisch eingestellt und insofern schien es Tendenzen zu geben, die ein entschiedenes Vorgehen gegen den Faschismus vor Kriegsbeginn verhinderten.