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/ 05.12.2013
Pedro Villas Bôas Castelo Branco

Die unvollendete Säkularisierung. Politik und Recht im Denken Carl Schmitts

Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2013 (Staatsdiskurse 25); 267 S.; 47,- €; ISBN 978-3-515-10342-8
Pedro Villas Bôas Castelo Branco rückt den Säkularisierungsbegriff in den Mittelpunkt seiner Studie. Sein Ziel ist es, den Begriff als wesentliches Element zur Erklärung der Verflechtung von Politik und Recht bei Carl Schmitt darzustellen. Zudem besitzt der Säkularisierungsbegriff für ihn ein mögliches Konfliktlösungspotenzial. Im ersten Kapitel beschreibt der Autor anhand der frühen Schrift „Gesetz und Urteil“ den Säkularisierungsbegriff im Lichte der Auseinandersetzung Schmitts mit dem Positivismus und der damit verbundenen Überhöhung des Rechts. Dieser Gedanke wird in Bezug auf die Schrift „Der Wert des Staates“ (79) im zweiten Kapitel aufgegriffen und die Säkularisierung als „Rechtsverwirklichung und Einführung einer Idee in die Welt dargestellt“ (81). Der Autor sieht dabei den Staat hauptsächlich in der Funktion des Vermittlers zwischen einer abstrakten Rechtsidee und einer säkularisierten Form der Rechtsumsetzung innerhalb der konkreten Situation. Im dritten Kapitel setzt er sich mit dem Aspekt der Säkularisierung des Politischen auseinander und lenkt den Blick auf einen politischen Bereich, der als Gegenwehr (im Sinne Schmitts) zu Positivismus und Liberalismus gedacht werden kann: die Ausnahme. Dabei werden zentrale Elemente im Schmitt‘schen Denken wie Entscheidung, Kontingenz oder auch die Freund‑Feind‑Unterscheidung angesprochen. Folgt man dem Gedanken, dass die politische Ordnung nur aus der Ausnahme entstehen kann und sodann imstande ist, Recht beziehungsweise einen sogenannten Normalzustand herzustellen, kann man nach Ansicht des Autors die Säkularisierung als Möglichkeit zur Reduzierung von Konflikten begreifen: „Wird die Säkularisierung so verstanden, setzt sie die Neutralisierung der Konflikte voraus, um dann das Recht in einer Welt voller Spannungen einzuführen.“ (169) Diesem Gedanken geht der Autor im letzten Kapitel nach und bemerkt in seinem Fazit, dass die wichtigsten Themen im Schmitt‘schen Denken nicht ohne den Säkularisierungsbegriff auskommen.
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.415.46 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Pedro Villas Bôas Castelo Branco: Die unvollendete Säkularisierung. Stuttgart: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36485-die-unvollendete-saekularisierung_44558, veröffentlicht am 05.12.2013. Buch-Nr.: 44558 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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