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/ 31.05.2013
Holger Schlüter

Die Urteilspraxis des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs

Berlin: Duncker & Humblot 1995 (Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft 86); 239 S.; 94,- DM; ISBN 3-428-08283-4
Rechtswiss. Diss. Münster; Erstgutachter: K. Marxen. - Gegenstand der Arbeit ist die Spruchpraxis des nationalsozialistischen Volksgerichtshofes, die der Autor auf der Basis einer empirischen Auswertung von fast 700 repräsentativ ausgewählten Urteilen beschreibt. Dabei kommt er zu Ergebnissen, die landläufigen Vorstellungen von der Funktion des Gerichts zum Teil widersprechen: Zwar handele es sich beim Volksgerichtshof unzweideutig um ein Instrument nationalsozialistischen Terrors, doch weise die Institution in ihrer Spruchpraxis durchaus Züge "justitieller Normalität" (231) auf. Diese zeigten sich z. B. im unterschiedlichen Umgang mit einzelnen Verfahrensgruppen, im Verfahren der Beweiserhebung oder auch bei der Strafzumessung. Die Institution des Volksgerichtshofs fügt sich insoweit in das von Ernst Fraenkel gezeichnete Bild des "Doppelstaates": der Koexistenz von Normen- und Willkürherrschaft im Dritten Reich.
Frank Decker (FD)
Prof. Dr., Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Frank Decker, Rezension zu: Holger Schlüter: Die Urteilspraxis des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs Berlin: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/593-die-urteilspraxis-des-nationalsozialistischen-volksgerichtshofs_399, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 399 Rezension drucken
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