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/ 04.06.2013
Amitai Etzioni

Die Verantwortungsgesellschaft. Individualismus und Moral in der heutigen Demokratie. Aus dem Englischen von Christoph Münz

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1997; 375 S.; geb., 58,- DM; ISBN 3-593-35820-4
Im ersten Teil werden die Prinzipien sozialer Ordnung und individueller Autonomie sowie das Verhältnis zwischen diesen Prinzipien untersucht. Ein Muster zur praktischen Umsetzung der kommunitaristischen Konzepte für westliche Gesellschaften wird in einem weiteren Teil entworfen. In zwei weiteren Kapiteln geht es um die menschliche Natur und darum, auf welche Weise Gemeinschaften in Beziehung treten. Zentraler Gegenstand der Untersuchung ist, was der Autor als "responsiv kommunitaristisch" (9) bezeichnet. Dabei geht es ihm nicht allein um die Rückbesinnung auf traditionelle Werte und Vorstellungen von Familie, Gemeinschaft und Gesellschaft. Besonderes Gewicht liegt auf der Balance zwischen individueller Freiheit und den Erfordernissen sozialer Ordnung. "Dieses Paradigma stellt die Gemeinschaft nicht über das Individuum (oder das Gemeinwohl über Individualrechte), sondern plädiert für eine soziale Welt, in der sich eine auf Freiwilligkeit basierende Ordnung im Gleichgewicht mit der Autonomie befindet." (221) Bedingt durch den unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontext bedeutet die Verwirklichung des kommunitaristischen Konzepts entweder mehr die individuellen Freiheiten oder mehr die soziale Ordnung zu betonen. Etzionis Herangehensweise ist insgesamt "soziologisch und pragmatisch und nicht an den Mustern der formalen Philosophie oder politischen Theorie orientiert" (22). Der Schlüssel für eine "gute Gesellschaft" (25 ff.) liegt nach Meinung des Autors in der Rückbesinnung auf gemeinsame Werte. Das Motivationsprinzip bleibt die Freiwilligkeit, Verantwortung zu übernehmen. Theoretisch läßt sich die Frage stellen, ob "exzessive Freiheit" mit Unordnung (Anarchie) gleichzusetzen ist (18) und in der Praxis, ob moralische Richtlinien nicht mehr vorhanden sind, oder ob sie bewußt mißachtet werden. Im letzteren Fall wird die Argumentation Etzionis über die mögliche Anwendung des Prinzips der Freiwilligkeit bei der Durchsetzung seiner kommunitaristischen Idee brüchig.
Thomas Morick (TM)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 5.42.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Morick, Rezension zu: Amitai Etzioni: Die Verantwortungsgesellschaft. Frankfurt a. M./New York: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3975-die-verantwortungsgesellschaft_5653, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 5653 Rezension drucken
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