Hayek stellte seine wissenschaftliche Arbeit zeit seines langen Lebens in den Dienst der Verteidigung einer liberal-freiheitlichen Gesellschaftsordnung, welche er von sozialistischem Denken bedroht sah. Seine Studien galten so nicht nur der Herausarbeitung der Grundlagen einer Gesellschaft freier Menschen, sondern von Anfang an auch dem Kampf gegen den Sozialismus in allen seinen Spielarten. Was Hayeks Auseinandersetzung mit dem Sozialismus von anderen liberalen Kritiken unterscheidet, ist die Tatsache, daß er nicht ideologiekritisch von der moralischen Fragwürdigkeit sozialistischer Ideale, sondern aufgrund sozialtheoretischer Überlegungen von der faktischen Unmöglichkeit ihrer Realisierung ausgeht. Der Nachweis dieser Nicht-Realisierbarkeit beruht auf erkenntnistheoretischen Überlegungen, nach welchen es den Menschen an dem Wissen mangelt, das für eine konstruktivistische Planung und Steuerung gesellschaftlicher Prozesse vonnöten wäre. Die Summe seiner weitverzweigten Argumente, die Hayek im Laufe von Jahrzehnten zu dieser Problematik zusammengetragen hat, legte er 1988 in diesem Buch - seiner letzten größeren Publikation - vor, das nun in deutscher Übersetzung erscheint und das den Reichtum des Hayekschen Denkens ebenso wie die Klarheit seines Stils abermals unter Beweis stellt. Hayeks Buch hat sich nach dem Ende des Systemwettbewerbs - anders als die meisten jener ideologiekritischen Schriften - keineswegs überlebt. Seine Lektüre nämlich ist nicht nur deshalb von Interesse, weil hier plausible Gründe für das Scheitern des osteuropäischen Realsozialismus aufgezeigt werden. Vielmehr vermittelt das Buch in seltener Klarheit Einsichten in die Funktionsprinzipien einer freien Gesellschaft, welche beispielsweise eine Orientierung in den aktuellen Auseinandersetzungen um die Zukunft des Sozialstaats erleichtern mögen - und zwar sowohl für Anhänger wie für Gegner eines Hayekschen Liberalismus.