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/ 21.11.2013
Christian Endreß

Die Vernetzung einer gesamtstaatlichen Sicherheitsarchitektur. Das Politikfeld Innere Sicherheit im Spannungsverhältnis von politischen Interessen und sich wandelnden Bedrohungen

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013; 297 S.; 47,95 €; ISBN 978-3-631-62959-8
Politikwiss. Diss. Witten/Herdecke; Begutachtung: H.‑J. Lange, B. Frevel, M. Kettner. – Angesichts neuer und sich verändernder Risiken, Abhängigkeiten und Bedrohungen der inneren Sicherheit ist der Staat gefordert, seine Sicherheitspolitik stets neuen Anforderungen anzupassen. „Gelingt ihm dies nicht, delegitimiert er sich selbst“ (14), schreibt Christian Endreß. Er untersucht, inwieweit Deutschland seine sicherheitspolitischen Strukturen und Prozesse auf veränderte Rahmenbedingungen ausrichtet. Seine Politikfeldanalyse ist von mehreren Hypothesen über mögliche Einflussfaktoren auf die Politikgestaltung geleitet. Beispielsweise geht er davon aus, dass eine Anpassung an neue Risiken nicht erfolgt, wenn die Ausrichtung der Sicherheitsarchitektur von politischen Interessen bestimmt ist, oder dass Risiken nur dann „auf die gesamtstaatliche Sicherheitsarchitektur übertragbar“ sind, wenn sie auch „einheitlich und übergreifend analysiert“ (15) werden. Ausführlich legt der Autor die Beschaffenheit des Politikfeldes innere Sicherheit dar, das er als ein auf fünf Säulen (staatliche Sicherheit, Katastrophenschutz, kommunale Sicherheit, private Sicherheitswirtschaft, Unternehmenssicherheit) beruhendes, überaus komplexes Netzwerk von vielfältigen, miteinander interagierenden kollektiven und individuellen Akteuren beschreibt. In einem weiteren Kapitel geht er auf die sicherheitspolitischen Anpassungsprozesse seit 1945 ein. Dabei zeigt sich, dass auf veränderte Sicherheitsanforderungen immer mit institutionellen Anpassungen – wie zum Beispiel nach 2001 mit einer Zentralisierung und neuen Kooperationsformen im Kampf gegen den Terror – reagiert wurde. Dennoch weist das Politikfeld nicht zuletzt aufgrund seiner Vielzahl an Akteuren deutliche Defizite auf, die der Autor schlüssig darlegt. Insbesondere fehle es an einem gemeinsamen Verständnis einer Sicherheitsarchitektur und es finde keine übergreifende und einheitliche Bewertung von Anforderungen und Risiken statt. So „stellen für einen individuellen Akteur, der im Bevölkerungsschutz tätig ist, Naturkatastrophen eine größere Gefahr dar als die Spionagetätigkeiten fremder Nachrichtendienste“ (238). Auch erweise sich das Konzept der „vernetzten Sicherheit“ als Worthülse: „Viel zu unterschiedlich sind die Organisationskulturen der beteiligten Akteure, viel zu präsent die eigenen Interessen der Entscheidungsträger und viel zu groß die Sorge um die eigenen Ressourcen.“ (242)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3432.3252.324 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Christian Endreß: Die Vernetzung einer gesamtstaatlichen Sicherheitsarchitektur. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36431-die-vernetzung-einer-gesamtstaatlichen-sicherheitsarchitektur_44434, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44434 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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