Das Buch vereinigt mehrere, bereits zu früheren Zeitpunkten erschienene Aufsätze und Gedanken von Frigga Haug, die sie erstmals zu einer Art Kompass zusammenfügt. Dieser besteht aus den Teilen Erwerbsarbeit, Reproduktion, Kultur und Politik. Anhand dieser vier Perspektiven entwirft Haug eine Utopie, die dergestalt aussieht, dass statt einer Trennung dieser vier Bereiche eine Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit entsteht und die Grenzen zwischen ihnen fließend werden. So zeigt Haug, dass beim Thema Erwerbsarbeit ein viel zu restriktiver Begriff von Arbeit zugrunde gelegt wird, der zu dominant angesichts des gesamten Lebens eines Menschen ist. Sie plädiert stattdessen für eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit, was auf individueller Ebene dazu führe, dass die besten Fähigkeiten eines Menschen in die Arbeit einfließen und Massenarbeitslosigkeit auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene beendet würde. Dagegen würde die Reproduktionsarbeit an Bedeutung gewinnen, sodass nicht mehr nur einseitig Frauen für die Familien- und Hausarbeit verantwortlich seien. Vielmehr würden beide Geschlechter ihre sozialen Kompetenzen neu erlernen und ausbauen müssen, um zur Stärkung der Zivilgesellschaft beizutragen. Dieser Gedanke wirkt sich auch im Teil der Kultur fort: Alle Menschen sollten sich mehr dem lebenslangen Lernen verpflichten, statt das Denken aufzugeben und als bloße Konsumenten nur noch zu absorbieren. Geistige Entwicklung und das Ausschöpfen des eigenen Potenzials, so Haug, dürfe kein Luxusgut weniger Privilegierter sein, sondern müsse allen Menschen zugutekommen. Ähnlich empfindet sie auch die Beteiligung der Menschen an der Politik: Ihrer Ansicht nach dürfe es nicht einer Elite überlassen sein, für die Mehrheit der Gesellschaft Politik zu machen – vor allem dann nicht, wenn diese Mehrheit die Folgen falscher politischer Entscheidungen zu tragen hätten. Haugs Vision dieser ineinander verwobenen Bereiche sieht also mehr Gerechtigkeit, Partizipation und Verantwortung aller vor – bei gleichzeitiger Überwindung starrer Lebens- und Arbeitszeitmodelle.