/ 18.06.2013
August H. Leugers-Scherzberg
Die Wandlungen des Herbert Wehner. Von der Volksfront zur Großen Koalition
Berlin: Propyläen Verlag 2002; 432 S.; 30,- €; ISBN 3-549-07155-8Habilitationsschrift Essen; Gutachter: W. Loth. - Eigentlich habe er sich im Laufe seines Lebens gar nicht so grundlegend verändert, habe Wehner stets von sich selbst behauptet. Sein Wandel vom Kommunisten zum Sozialdemokraten sei kein Wandel seiner politischen Motive gewesen, sondern die Einsicht, dass er sich in einigen Punkten geirrt habe. Der Autor, der in Essen als Privatdozent Neuere Geschichte lehrt, geht diesen Erklärungen Wehners vor allem anhand des privaten Nachlasses nach, der erstmals uneingeschränkt genutzt werden konnte. Und tatsächlich kommt Leugers-Scherzberg zu dem Ergebnis, dass Wehner zwar seine gesamte Politik mit Lenin-Zitaten hätte begründen können. Gleichzeitig habe er aber immer ein idealistisches Sozialismus-Verständnis gehabt. Im Mittelpunkt habe für Wehner "die Idee der Unteilbarkeit des Rechtsgedankens" (39) gestanden. Das Recht auf Selbstbestimmung habe nicht nur das Individuum, sondern auch die Nation. Die sowjetische Nachkriegspolitik, die diesen Grundsatz ignorierte, sei der Grund für Wehners endgültigen Bruch mit der Sowjetunion gewesen. Leugers-Scherzberg zeigt neben den politischen Gedanken, die Wehner beschäftigt haben, auch dessen zentrale Rolle beim Wandel der SPD zur Volkspartei und beim Zustandekommen der Großen Koalition. Allerdings habe die Wehner'sche Politik ein "Kernproblem" gehabt: "ihre mangelnde Verständlichkeit" (342).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.31
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: August H. Leugers-Scherzberg: Die Wandlungen des Herbert Wehner. Berlin: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/17191-die-wandlungen-des-herbert-wehner_19781, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 19781
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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