Die Arbeit besteht aus drei großen Themenkomplexen. In einem ersten Teil wird "Der Weg zur Weimarer Reichsverfassung" (1) aus den Oktoberreformen 1918 über die Revolution hin zur Nationalversammlung geschildert. Der Schlußteil befaßt sich mit "Verfassungsentwicklung und Verfassungsauslegung" (371), stellt also zunächst das verfassungspolitische Leben der Republik in ihrer Frühphase 1919-1923 ("Improvisierte Demokratie", 371), ihrer mittleren Phase 1924-1929 ("Stabilität statt Normalität", 384) und ihrer Spätphase 1930-1933 ("Die preisgegebene Republik", 400) dar. Es folgt die Betrachtung der unterschiedlichen Interpretationsstränge und der Reformdiskussionen. Kernstück ist aber der Mittelteil des Bandes, der eine detaillierte Analyse der Verfassung vornimmt. Gusy untersucht in vier Schritten die "Willensbildung der Republik" (82), die "Funktionen der Republik" (143) in Rechtsetzung, Verwaltung und Rechtsprechung, die "Republik als Bundesstaat" (224) und die "Sozialordnung der Republik" (272). Die Analyse folgt also nicht sklavisch den einzelnen Paragraphen, sondern nimmt die großen Begründungszusammenhänge als Leitlinie. Dabei bleibt sie unzweifelhaft juristische rechtshistorische Analyse, behält aber auch ein offenes Auge für politische Zusammenhänge. Gusy will die Weimarer Verfassungsordnung nicht von ihrem Scheitern her erfassen, und er analysiert sie auch nicht vor dem Spiegel des Grundgesetzes. Er nimmt sie in ihrer Eigenständigkeit ernst, und das eröffnet einen erfrischend freien Blick, der kurz vor Beginn des Jubiläumsjahres besonders willkommen ist.