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/ 04.12.2014
Harald Schmid

Die Wiederentdeckung des Politischen. Entwürfe zu einer politischen Strukturphilosophie

Essen: Die Blaue Eule 2014; 423 S.; 39,- €; ISBN 978-3-89924-381-9
Harald Schmids Wiederentdeckung des Politischen – eine Fortsetzung und Erweiterung seines Bandes mit dem Titel „Das Elend der Politik“ (siehe Buch‑Nr. 45602) – versteht sich als eine kritische und innovative Gegenwartsdiagnose. Kritisch will sie insofern sein, als Schmid die insbesondere im Zuge der gegenwärtigen Wirtschafts‑ und Finanzkrise implementierten Politiken ablehnt, da diese sich destruktiv auf die gesellschaftliche Verfasstheit auswirkten. Von einer Brutalität ist da zu lesen, mit der sich „die moderne Gentechnik, die Landwirtschafts‑ und Industriepolitik“ durchsetzten, von einer „Arroganz von Menschen“ (17), von der „geballten Macht von Weltfirmen, Finanzriesen und internationalen Monopolen der Ölindustrie“ (26), die allesamt die neoliberale Qualität der Gegenwart ausmachten. „Letztlich“, so Schmid über seine Diagnose einer Gegenwart der Unübersichtlichkeit und des Ausgeliefertseins, „geht es um die Gesamtheit eines Weltseins [...], dessen Gesamttendenzen meist nur oberflächlich bekannt sind und deren Systematik ständig neu ausgearbeitet werden muss.“ (23) Im Zusammendenken von technischer, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Welt könne – angesichts dieser Diagnose – ein innovatives Potenzial künftiger menschlicher Entwicklung liegen: Schmid schlägt eine „Systemik“ (388) vor, die eine integrierte und umfassende politische Bearbeitung von Welt überhaupt erst ermögliche: Es gelte „Organisationssysteme“ zu schaffen, auf denen eine „gemeinsame Politik“ (389) aufbauen könne. „Das heißt im Klartext: Alle vorhandenen und noch zu erwerbenden Intelligenzpotentiale [sic!] müssen gebündelt werden, damit daraus eine textreale Gemeinsamkeit entstehen kann, die wir mit den Begriffen Gemeinsamkeit, Solidarität und Mitbeteiligung umschrieben haben.“ (408) – Na dann. Im Übrigen erschweren eine sperrige Sprache mit einer ganz eigenen Nomenklatur – Textwirklichkeiten, Textuniversen – den Zugang zum Band ebenso wie die nicht gegebene Rückbindung der Inhalte an bestehende, für den Themenzusammenhang – soweit erkennbar – inhaltlich jedoch einschlägige politikwissenschaftliche Debatten.
{LEM}
Rubrizierung: 5.15.422.212.22 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Harald Schmid: Die Wiederentdeckung des Politischen. Essen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37857-die-wiederentdeckung-des-politischen_45598, veröffentlicht am 04.12.2014. Buch-Nr.: 45598 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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