Wenngleich sich die Entwicklungspolitik regelmäßig als Gegenstand heftiger Kritik präsentiert und ihr spätestens mit der Bilanz der achtziger Jahre eine "Dauerkrise" bescheinigt wurde, fehlt es bislang an einer fundierten empirischen Basis, die den Erfolg bzw. Mißerfolg einzelner Programme nachweisen kann. In der Regel wird in der Argumentation für oder gegen Entwicklungspolitik auf Globalindikatoren zurückgegriffen, die sich gleichermaßen für den Entwurf von Erfolgsmeldungen wie von Krisenszenarien eignen. Die vorliegende Arbeit geht von der Annahme aus, daß angesichts des marginalen Stellenwertes der Entwicklungspolitik im Gesamtsystem der Globalpolitik eine angemessene Bewertung ihres Erfolges bzw. Mißerfolges nur auf der Ebene der einzelnen Projekte und Programme erfolgen kann. Die bisherige Evaluierungspraxis der wichtigsten Entwicklungsorganisationen weist neben methodischen Schwächen vor allem einen grundlegenden Mangel an ex-post-Analysen auf. Der Autor will einen Beitrag dazu leisten, "dieses vielfach von Regierung, Parlament, Durchführungsorganisationen und Wissenschaftlern beklagte Defizit zu beheben" (10) und entwickelt ein komparatives und multidimensionales Nachhaltigkeitskonzept zur Analyse der langfristigen Wirkungen von Projekten der Entwicklungszusammenarbeit. Die Arbeit baut im wesentlichen auf seine 1992 ebenfalls im Westdeutschen Verlag erschienene Studie "Die Nachhaltigkeit von Entwicklungsprojekten" auf. Als theoretischer Bezugsrahmen dienen Konzepte der Lebensverlaufsforschung sowie der Organisations- und Diffusionsforschung. Entgegen der klassischen Evaluierungspraxis bilden nicht die formulierten Ziele den Ausgangspunkt der Analyse, sondern die empirisch beobachteten Wirkungen (gewollte wie ungewollte und zielkonforme wie zielnonkonforme) sowie die Frage nach ihren Ursachen. Denn: "Bei der Frage nach der Nachhaltigkeit steht im Vordergrund, welche Projektinterventionen und Rahmenbedingungen in welcher Kombination miteinander erfolgreich waren, unabhängig davon, ob diese Aktivitäten einst auch im Zielsystem enthalten waren." (120) In einem weiteren Schritt wendet der Autor das entwickelte Analyseraster empirisch auf Berufsbildungsprojekte in fünf lateinamerikanischen Ländern an (Guatemala, Ekuador, Kolumbien, Honduras, Mexiko) und liefert den Nachweis, "daß es sich um eine methodisch brauchbare Konzeption und um technisch handhabbare Evaluierungsinstrumente handelt" (398). Der Autor legt mit diesem detaillierten und differenzierten Analysekonzept ein wertvolles Instrumentarium für die Evaluierungspraxis vor. Es bleibt abzuwarten, inwieweit es sich letztlich durchsetzt. Durch den engen Bezug auf die jeweils konkrete Projektebene bleiben übergeordnete Fragen, Leitlinien und Interessenlagen innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit leider unterbelichtet. Inhaltsübersicht: I. Evaluationsproblematik in der Entwicklungszusammenarbeit: 1. Einleitung und Problemstellung; 2. Wirkungs- und Nachhaltigkeitsuntersuchungen. II. Evaluationskonzeption der Untersuchung: 3. Theoretische Konzeption zur Evaluierung der Wirksamkeit von Entwicklungsprojekten; Methodische Konzeption zur Evaluation der Wirksamkeit von Entwicklungsprojekten. III. Evaluationsergebnisse: 5. Charakterisierung des ausgewählten entwicklungspolitischen Förderbereichs sowie der untersuchten Projekte und Länder; 6. Qualität der Projektintervention; 7. Interne Nachhaltigkeit: Organisatorische Leistungsfähigkeit der Projektträger; 8. Externe Nachhaltigkeit: Diffusionswirkungen im Ausbildungs- und Beschäftigungssystem; 9. Zusammenfassung, Schlußfolgerungen und Empfehlungen.