Diss.: Berlin. Gutachter: H. Wagner, M. Wilke. – Auch nach der Öffnung der MfS-Archive ist nur wenig Quellenmaterial über die Zusammenarbeit von MfS und KGB zu finden, da viele Dokumente den großen Aktenvernichtungsaktionen zum Opfer fielen. Eine nachträgliche Untersuchung dieser Zusammenarbeit ist daher nur eingeschränkt möglich, weshalb Borchert auch nur in Ansätzen das geheimdienstliche Vorgehen von MfS und KGB nachzeichnen kann. Er analysiert die Zusammenarbeit von MfS und KGB vor allem aus der Perspektive einer ökonomisch-politischen Notwendigkeit. Neben der Wirtschafts- und Militärspionage identifiziert Borchert auch die Waffenlieferungen an Länder der Dritten Welt, Ausbildungsmaßnahmen für Terroristen und Unterstützung von Guerillagruppen in ihrem Kampf gegen Gegner des Sozialismus als gemeinsame Tätigkeitsfelder. Weiterhin zeigt er die Unterschiede zwischen Geheimdiensten kommunistischer Prägung und solchen demokratischer Staaten. Dabei wird nicht nur die Allzuständigkeit und Richtlinienkompetenz der SED gegenüber dem MfS deutlich. Es zeigt sich auch, dass der KGB auf dem Gebiet der DDR wie im eigenen Land vorgehen und durchgreifen konnte. Allerdings wandelte sich, wie Borchert anhand von vertraglichen Vereinbarungen und Arbeitsplänen aufzeigt, die hierarchische Unterordnung des MfS unter das KGB in den sechziger Jahren mehr zu einer Kooperation. Insgesamt lässt der Autor bei der Betrachtung der Zusammenarbeit die Analyse der allgemeinen politischen Situation vermissen, vor deren Hintergrund sich beispielsweise Intensivierungen im Verhältnis der Geheimdienste abzeichneten und erklären lassen (z. B. im Kontext der internationalen Anerkennung der DDR oder nach dem Abschluss der Ostverträge).