/ 03.06.2013
Andreas F. Bauer
Effektivität und Legitimität. Die Entwicklung der Friedenssicherung durch Zwang nach Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen unter besonderer Berücksichtigung der neueren Praxis des Sicherheitsrats
Berlin: Duncker & Humblot 1996 (Schriften zum Völkerrecht 127); 309 S.; 112,- DM; ISBN 3-428-08730-5Rechtswiss. Diss. München; Gutachter: B. Simma, R. Scholz. - Kernthese des Autors ist, daß sich der Sicherheitsrat bei der Einleitung militärischer Zwangsmaßnahmen in einem schwer lösbaren Zielkonflikt zwischen Effektivität und Legitimität befindet. In der Vergangenheit sind vor allem diejenigen Aktionen erfolgreich gewesen, die nicht direkt unter der Ägide der UNO, sondern in ihrem Auftrag von einem oder mehreren Mitgliedstaaten ausgeführt wurden. Dieses Vorgehen entspricht nicht dem eigentlich wünschenswerten Ablauf bei der Durchführung friedenssichernder oder friedensschaffender Maßnahmen, wie er in der UNO-Charta festgelegt ist und birgt die Gefahr in sich, einseitig die Interessen weniger mächtiger Staaten zu begünstigen. Die Legitimitätsdefizite könnten nach Meinung des Autors durch eine gerichtliche Überprüfbarkeit der Ermächtigungen des Sicherheitsrats auf ihre Vereinbarkeit mit Grundprinzipien der Charta und des Völkerrechts behoben werden. Die Effektivität ließe sich durch den Einsatz von Regionalorganisationen nach Kapitel VIII der UNO-Charta steigern.
Inhaltsübersicht: Erster Teil: Die Grundlagen des VN-Sicherheitsmechanismus: A. Das Konzept der kollektiven Sicherheit in der Theorie; B. Das Friedenssicherungssystem des Völkerbundes; C. Das Sicherheitssystem der Charta der Vereinten Nationen; D. Die "Uniting-for-Peace"-Resolution als Alternativkonzept; E. Die Agenda for Peace: Mißglückter Start in eine neue Ära. Zweiter Teil: Die neuere Praxis militärischer Zwangsmaßnahmen: A. Die Praxis des Sicherheitsrats seit 1990: I. Irak/Kuwait (1990/91); II. Das ehemalige Jugoslawien (1992-?); III. Somalia (1992-1995); IV. Haiti (1993-1995); IV. Ruanda (1994); B. Die Rechtsgrundlagen der Anwendung; C. Die expansive Auslegung des Anwendungsbereichs des Kapitels VII; D. Beschränkungen der Befugnisse des Sicherheitsrats; E. Die Frage der gerichtlichen Überprüfung durch den IGH; F. Die Rolle der Regionalorganisationen: Probleme und Perspektiven.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.3 | 4.1 | 4.41
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Andreas F. Bauer: Effektivität und Legitimität. Berlin: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3191-effektivitaet-und-legitimitaet_4184, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 4184
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M. A., Politikwissenschaftler.
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