Dass in dem vorliegenden Band Klassiker der politischen Ideengeschichte aus ideologiekritischer Perspektive untersucht werden, also politische, ökonomische und soziologische Theorien als Legitimationsstrategien und Selbstverständigung der bürgerlichen Gesellschaft verstanden werden, begründet sich mit der Auffassung der Herausgeber, dass das Zeitalter des Endes der Ideologien sein eigenes Ende gefunden hat. Daher erfolgen die Interpretationen von Hobbes, Locke, Petty, Ricardo, Nietzsche, Simmel, Kelsen, Schmitt, Rawls, Luhmann sowie die Auseinandersetzung mit der neoklassischen Wirtschaftslehre und dem informationellen Kapitalismusfolgen aus der Perspektive einer kritischen Gesellschaftstheorie, die sich maßgeblich aus Ansätzen der Wertkritik und der materialistischen Staatstheorie speist. Auch wenn sich für die Autoren die Rückkehr zur Ideologiekritik aus der Unhaltbarkeit der Rede vom Ende der Ideologien rechtfertigt, so ist damit noch nichts über den heuristischen Ertrag der jeweiligen Analyse gesagt. Einerseits thematisieren die Autoren Defizite einzelner politiktheoretischer Ansätze, was gerade bei den aktuellen Debatten gewinnbringend ist. Andererseits belastet die ideologiekritische Perspektive insofern die Auseinandersetzung mit ideengeschichtlichen Texten, als sie auf einen historischen Diskurs eine ihm fremde Lesart anwendet. So kommt etwa Elbe in seinem lesenswerten Beitrag zu Hobbes grundsätzlich nicht über die mittlerweile fraglich gewordene Position MacPhersons hinaus, der Autor des „Leviathans“ vertrete im Prinzip eine Apologie des frühkapitalistischen Besitzindividualismus. Analog ließe sich die von Scheit konstruierte Einheit von Kelsen und Schmitt – die eher auf die Denunziation Kelsens denn auf eine angemessene rechtstheoretische Diskussion zielt – bereits mit Blick auf die methodischen Unterschiede von Reiner Rechtslehre und Politischer Theologie zurückweisen, ganz zu schweigen von ihrer faktischen Gegenüberstellung im Richtungs- und Methodenstreit der Weimarer Staatsrechtsdebatte.