/ 03.06.2013
Julius H. Schoeps (Hrsg.)
Ein Volk von Mördern? Die Dokumentation zur Goldhagen-Kontroverse um die Rolle der Deutschen im Holocaust
Hamburg: Hoffmann und Campe 1996; 252 S.; 3. Aufl.; 25,- DM; ISBN 3-455-10362-6Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige Vollstrecker" (siehe ABP 4/96, 1136 f.) warf die Frage nach der Rolle des "normalen Deutschen" im Holocaust auf. Sowohl in den USA als auch in Deutschland (noch vor Erscheinen der deutschen Ausgabe) formierten sich sehr rasch Befürworter und Kritiker. Einerseits zeigt man sich beeindruckt von der Faktenfülle und den neuen Einsichten, die Goldhagens Buch liefert (siehe den Beitrag Elie Wiesels); andererseits kritisiert man, daß Goldhagen notorisch frühere Erkenntnisse ignorieren würde, um seine Thesen nicht zu gefährden (wie es ihm z. B. Eberhard Jäckel vorwirft). Die Dokumentation will natürlich keine abschließenden Antworten geben, aber sie bietet eine umfangreiche und ausgewogene Bestandsaufnahme der Diskussion in den USA, in Großbritannien und Deutschland, wobei der Schwerpunkt allerdings auf Deutschland liegt. Es wird deutlich, daß sich die Suche nach der historischen Wahrheit oftmals (leider!) auf eine Glaubensfrage reduzieren läßt.
Inhalt: I. Reaktionen in den USA und Großbritannien: Robert Harris: Die schreckliche Wahrheit (17-21); Louis Begley: Das ganz gewöhnliche Volk (22-27); Paul Johnson: Eine Epidemie des Hasses (28-31); Richard Bernstein: Haben die Deutschen den Judenmord begrüßt? (32-35); Ellen K. Coughlin: "Willige Vollstrecker" (36-43); Elie Wiesel: Little Hitlers (44-47); Dinitia Smith: Ein Interview mit Daniel Goldhagen (48-52); A. M. Rosenthal: Einige normale Deutsche (53-55); V. R. Berghahn: Der Weg in die Vernichtung (56-62); Omer Bartov: Ganz normale Monster (63-80); Jerry Adler: Geschichtsstunde (81-86). II. Reaktionen in Deutschland: Volker Ullrich: Hitlers willige Mordgesellen (89-92); Norbert Frei: Ein Volk von "Endlösern"? (93-98); Frank Schirrmacher: Hitlers Code (99-105); Rudolf Augstein: Der Soziologe als Scharfrichter (106-109); Jost Nolte: Sisyphos ist Deutscher (110-113); Manfred Rowold: Herausforderung an die Historiker (114-117); Christopher R. Browning: Dämonisierung erklärt nichts (118-124); Peter Glotz: Nation der Killer? (125-129); Michael Wolfssohn: "Die Deutschen" - ein Volk von willigen Judenmördern? (130-134); Julius H. Schoeps: Vom Rufmord zum Massenmord (135-139); Frank Ebbinghaus: Warum ganz normale Männer zu Tätern wurden (140-146); Moshe Zimmermann: Die Fußnote als Alibi (147-154); Walter Manoschek: Der Judenmord als Gemeinschaftsunternehmen (155-159); Josef Joffe: "Die Killer waren normale Deutsche, also waren die normalen Deutschen Killer" (160-170); Gordon A. Craig: Ein Volk von Antisemiten? (171-175); Gulie Ne'eman Arad: Ein amerikanischer Alptraum (176-186); Eberhard Jäckel: Einfach ein schlechtes Buch (187-192); Hans-Ulrich Wehler: Wie ein Stachel im Fleisch (193-209); Ingrid Gilcher-Holtey: Die Mentalität der Täter (210-213); Ulrich Herbert: Die richtige Frage (214-224); Volker Ullrich: Vertraute Töne (225-227); Andrei S. Markovits: Störfall im Endlager der Geschichte (228-240).
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.35 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Julius H. Schoeps (Hrsg.): Ein Volk von Mördern? Hamburg: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2773-ein-volk-von-moerdern_3652, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 3652
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Dr., Historiker.
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