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/ 21.06.2013
Bettina Biedermann

Eine bezahlte Passage – Die Auswanderung von Deutschen nach Australien in den 1950er Jahren

Marburg: Metropolis-Verlag 2006; 287 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-89518-539-7
Diss. FU Berlin; Gutachter: E. Altvater. – Die Auswanderung von Deutschen in den fünfziger Jahren nach Australien unterscheide sich von der Migration in andere Länder und in anderen Epochen, schreibt die Autorin. Nur mit Australien habe die Bundesrepublik einen Vertrag zur Regulierung der Auswanderung geschlossen, auf dessen Grundlage den Migranten die Überfahrt bezahlt wurde. Im Gegenzug sollten sie zwei Jahre auf einer Arbeitsstelle bleiben (ohne dass ihnen eine Arbeitsplatzgarantie geboten wurde). Biedermann wertet die statistischen Daten dieser Auswanderungswelle von 1950 bis 1961 aus, fragt nach den Motiven der etwa 80.500 Auswanderer und stellt die politischen Rahmenbedingungen dar. Die australische Regierung zielte mit ihrer Einwanderungspolitik auf eine Erhöhung der Bevölkerungszahl und auf eine bessere wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Umworben wurden deshalb junge Facharbeiter – deren deutsche Berufsabschlüsse aber dennoch meist nicht anerkannt wurden, weshalb die Einwanderer häufig Hilfstätigkeiten annehmen mussten. Die Bundesregierung dagegen versuchte mit dem Auswanderungsabkommen die Migration zu steuern, den Weg zur Auswanderung wollte man vor allem den so genannten Volksdeutschen eröffnen, die mit den großen Flüchtlingsströmen nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in den Westen gekommen waren. Mit Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs entstand dann die paradoxe Situation, dass die Bundesregierung zwar einerseits die Auswanderung nach Australien offiziell förderte, gleichzeitig aber ein Anwerbeabkommen für Arbeitskräfte mit Italien abschloss. Biedermann weist in ihrer Analyse nach, dass die australische Regierung nicht den erhofften Nutzen aus dem Vertrag ziehen konnte. Der Bundesregierung dagegen gelang eine Steuerung der Auswanderung, Fachkräfte konnten angesichts des beginnenden Wirtschaftswunders meist im Land gehalten werden. Und die ausgewanderten Deutschen? Australien bot nicht allen das erhoffte bessere Leben, zumal sie sich einem hohen Assimilationsdruck ausgesetzt sahen. 30 Prozent der Nachkriegsauswanderer kehrten deshalb wieder zurück.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.422.3134.212.662.222.263 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bettina Biedermann: Eine bezahlte Passage – Die Auswanderung von Deutschen nach Australien in den 1950er Jahren Marburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27098-eine-bezahlte-passage--die-auswanderung-von-deutschen-nach-australien-in-den-1950er-jahren_31642, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31642 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA