Diss. Marburg; Gutachter: I. Langer, G. Fülberth. - Ley untersucht die theoretischen Grundlagen der bürgerlichen Frauenbewegung und die realiter bestehenden politischen Handlungsspielräume von Frauen in liberalen Parteien im Kaiserreich. Ihr Hauptaugenmerk gilt dabei der Frage nach der Bedeutung der Geschlechterdifferenz und ihren jeweiligen Konsequenzen. In einem ersten Schritt wird die einflussreiche organische Staatstheorie, wie sie im 19. Jahrhundert etwa von Johann Caspar Bluntschli und Robert von Mohl vertreten wurde, unter besonderer Berücksichtigung der "Gender"-Kategorie analysiert. Sodann werden das Reichstagswahlgesetz vom 31. Mai 1869, das Frauen vom Wahlrecht ausschloss und die auf die Geschlechterdifferenz rekurrierende Legitimation dieses Ausschlusses kritisch beleuchtet. In den folgenden Kapiteln geht es zunächst um die Entwicklung einer eigenen Ideologie durch die Frauenbewegung, die das Weibliche mit der Mutterschaft als Kern als Eigenes, aber zugleich Gleichwertiges anerkennt und die "mütterliche Politik" als notwendige Ergänzung zur männlichen Politik begreift. Im Anschluss geht es um die Wechselbeziehungen zwischen der Frauenbewegung und der linksliberalen Partei sowie die weibliche Egalitätsansprüche abwehrenden Diskurse um weibliche Politikfähigkeit und Partizipation. Das letzte Kapitel widmet sich der Problematik des Anschlusses der Frauenbewegung an die männerdominierte Fortschrittliche Volkspartei und zeigt hieran exemplarisch die Integration respektive Nicht-Integration einer Bewegung, ihrer Ansprüche und ihrer Mitglieder in politische Institutionen auf.