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/ 04.06.2013
Hans Heinz Holz

Einheit und Widerspruch. Problemgeschichte der Dialektik in der Neuzeit. III. Die Ausarbeitung der Dialektik

Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler 1997; VIII, 531 S.; geb., 98,- DM; ISBN 3-476-01557-2
"Seit den Anfängen der Philosophie antwortet die Ausarbeitung von Formen dialektischen Denkens auf den Grundwiderspruch in unserer Erfahrung, dass wir, um überhaupt denken zu können, Identitäten (Identität/Unterschied) festhalten müssen, und dass wir zugleich dauernd die Veränderung des als identisch Gedachten, also Nicht-Identität, erleben. Wie also Veränderung (und d. h. auch Zeit, Tätigkeit, Geschichte) begriffen werden könne, ist die Frage, aus der die Theorie der Dialektik entspringt." (1. Band [2]) Es ist unmöglich, im Rahmen einer notwendig kurzen ZPol-Rezension dem monumentalen Werk Holz' Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. In drei Bänden verfolgt er chronologisch wie systematisch die neuzeitliche Bedeutung der Dialektik für die Philosophie ebenso wie den Wandel, den der Begriff im Vergleich zu seinen älteren Verwendungen hier erfahren hat. Leibniz und Hegel werden von Holz als die Höhepunkte dialektischen Denkens besonders intensiv untersucht. Für Politikwissenschaftler ist vor allem der dritte Band von Interesse, der noch unmittelbarer als seine beiden Vorgänger auf genuine Fragen politischer Theorie eingeht. Besonders hervorgehoben werden muß, daß der Autor es versteht, trotz komplexer Gedankenführung völlig auf die Immunisierung seiner Überlegungen durch undurchdringlichen Fachjargon zu verzichten; wer bereit ist, die Gedanken Holz' zu verfolgen, wird von seiner Sprache nicht daran gehindert, sondern eingeladen. Da der Autor angekündigt hat, das Projekt noch auf Mittelalter und Altertum ausdehnen zu wollen, kann man mit Spannung auf weitere Bände warten. Inhaltsübersicht: 1. Band: 1. Hauptstück. Der Anfang der Neuzeit: 1. Die historische Ausgangslage; 2. Die Übergangszeit der Renaissance; 3. Die Unendlichkeit der Welt; 4. Galilei. 2. Hauptstück. Descartes: 1. Die Selbstbegründung des Denkens; 2. Die Restitution der Weltgewissheit; 3. Die Struktur der Welt; 4. Descartes und die Folgen. 3. Hauptstück. Antworten auf Descartes: 1. Malebranche; 2. Hobbes; 3. Spinoza - die Wende der cartesischen Wende. 4. Hauptstück. Leibniz: 1. Die Auseinandersetzung mit dem Cartesianismus; 2. Gott, Vollkommenheit und Welt im ersten System-Entwurf; 3. Der neue Substanzbegriff; 4. Die beste aller möglichen Welten; 5. Das monadologische Weltmodell. 2. Band: 1. Hauptstück. Die Aufklärung: 1. Die Ausgangslage um 1700; 2. Die Hauptströmungen der Aufklärung; 3. Die Entdeckung der Geschichte; 4. Moralität und Historizität. 2. Hauptstück. Die Wiederkehr des Irrationalen: 1. Pascal; 2. Rousseau; 3. Gegen-Dialektik. 3. Hauptstück. Kant. Dialektik als Logik des Scheins: 1. Die Revolution der Denkart; 2. Von der Subjektivität der Wahrnehmung zur Objektivität des Begriffs; 3. Das System der Verstandestätigkeiten; 4. Die Analogien der Erfahrung; 5. Die Antinomien. 4. Hauptstück. Der transzendentale Idealismus: 1. Das hypertrophe Ich Fichtes; 2. Natur und schöpferischer Gott; 3. Die zwei Linien des 19. Jahrhunderts. 3. Band: 1. Hauptstück. Hegels Entwurf der Systematisierung der Dialektik: 1. Die ontologische Inversion; 2. Hegels Metaphysik-Kritik als Reflex der Französischen Revolution; 3. Aufbauplan und Struktur des Hegelschen Systems; 4. Das Ganze des Systems; 5. Der Widerspiegelungscharakter des Hegelschen Systems. 2. Hauptstück. Die Kritik der Hegelschen Konstruktion des Absoluten: 1. Die junghegelianische Auflösung der Philosophie im Vormärz; 2. Feuerbachs anthropologischer Materialismus; 3. Die Unmittelbarkeit der Tat als Aufhebung der Philosophie. 3. Hauptstück. Die "Umkehrung" Hegels durch den Marxismus: 1. Der Übergang zur materialistischen Dialektik; 2. Die Einheit von Anthropologie, Geschichtsphilosophie und Ökonomie; 3. Dialektische Ontologie des Gesamtzusammenhangs; 4. Lenins Programm der Umkehrung Hegels und die Materialisierung der Dialektik in der Praxis. Schluss: Ausblick auf die Entwicklung der Dialektik im 20. Jahrhundert.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Hans Heinz Holz: Einheit und Widerspruch. Stuttgart/Weimar: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4155-einheit-und-widerspruch_5864, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 5864 Rezension drucken
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