/ 04.06.2013
Matthias Staat
Empirische Evaluation von Fortbildung und Umschulung
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1997 (Schriftenreihe des ZEW 21); 192 S.; brosch., 59,- DM; ISBN 3-7890-4876-3Wirtschaftswiss. Diss. Mannheim. - Die Arbeit behandelt das Thema der Evaluation von Maßnahmen aktiver Arbeitsmarktpolitik in einer doppelten Perspektive. Das zentrale Interesse ist gewiß methodologischer Art, daneben setzt sich der Autor jedoch auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten mit der Wirksamkeit arbeitsmarktpolitischer Instrumente auseinander. Eine methodenkritische Diskussion über Studien zu Fortbildung und Umschulung (FuU) in der Bundesrepublik (80 ff.) rückt die "Kontrollgruppenfrage" in den Mittelpunkt. Weil die besprochenen Studien - mehrheitlich solche des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit - das Problem der Konstruktion einer zuverlässigen Vergleichsgruppe nur ungenügend gelöst hätten, ließen sie keine gesicherten Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Maßnahmen zu (99). Staat selbst führt einen quasi-experimentellen Kontrollgruppenansatz durch, bei dem sowohl Teilnehmerstichprobe als auch Vergleichsgruppe aus derselben Datenquelle stammen (Daten des sozioökonomischen Panels) (105 ff.). Mit Hilfe des ökonometrischen Ansatzes der Suchtheorie analysiert er dann die Wirkungen von FuU-Maßnahmen für den Zeitraum von 1984 bis 1993 (151 ff.). Unabhängig davon, ob man das Kriterium der Suchdauer (nach erneuter Beschäftigung) für ausreichend hält oder nicht, der Autor kommt zu einigen Arbeitsmarktpolitiker provozierenden Einschätzungen. Einerseits seien positive Maßnahmeneffekte (Verbesserung der Vermittlungschancen) nur bei den Teilnehmern feststellbar, die zu den arbeitsmarktpolitischen Zielgruppen zählen. Da diese jedoch in den Maßnahmen - aus unterschiedlichen, jedoch nicht analysierten Gründen - unterrepräsentiert seien, läge bei der Mehrheit von Teilnehmern ein Mitnahmeeffekt vor. Generell müssen Design und Besetzung von Maßnahmen viel stärker als bisher auf die benachteiligten Arbeitsmarktteilnehmer konzentriert werden.
Inhalt: 2. Die Entwicklung der Arbeitsmärkte in den 80er Jahren: Theorien und Fakten: 2.1 Arbeitsmarkttheorien: Erklärungsmuster ohne Wert?; 2.2 Langzeitarbeitslosigkeit und Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik; 2.3 Anhang. 3. Maßnahmenarten und -wirkungen: 3.1 Maßnahmenarten; 3.2 Wirkungsmechanismen von Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik; 3.3 Design und Portfolio von Maßnahmen; 3.4 Evaluation der Maßnahmen: Studien auf Makroebene. 4. Maßnahmen zur Fortbildung und Umschulung in der Bundesrepublik: 4.1 Konzeption und Entwicklung des Arbeitsförderungsgesetzes; 4.2 Die Prüfung der Zweckmäßigkeit und der Notwendigkeit bei Maßnahmen der Fortbildung und Umschulung; 4.3 Bewerberauswahl und Selektivitätsproblem; 4.4 Anhang. 5. Kontrollgruppenauswahl: 5.1 Experimenteller vs. nicht-experimenteller Ansatz; 5.2 Studien zum Vergleich experimenteller vs. nicht-experimenteller Evaluationen. 6. Studien zu Fortbildung und Umschulung in der Bundesrepublik: 6.1 Zielkriterien; 6.2 Die einzelnen Studien; 6.3 Anhang. 7. Das Datenmaterial: 7.1 Vergleich mit den Ergebnissen der sonstigen Studien; 7.2 Langzeitarbeitslose in Fortbildung und Umschulung; 7.3 Wahl der Kontrollgruppe; 7.4 Beschreibung der Verweildauer; 7.5 Anhang. 8. Verweildaueranalyse. 9. Studien zum Erfolg von Arbeitsmarktprogrammen mit Methoden der Verweildaueranalyse: 9.1 Anhang. 10. Methode und Ergebnis: 10.1 Relevante Ergebnisse der Suchtheorie; 10.2 Ökonometrischer Ansatz; 10.3 Ergebnisse; 10.4 Anhang.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.342 | 1.2
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Matthias Staat: Empirische Evaluation von Fortbildung und Umschulung Baden-Baden: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4930-empirische-evaluation-von-fortbildung-und-umschulung_6497, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 6497
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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