„Man kann gerade als Neuling in einer Sozialwissenschaft manchmal lange in einem Projekt arbeiten, bevor man merkt, dass man schon längst in einer Sackgasse steckt“ (11), leitet Günter Endruweit sein Lehrbuch ein, mit dem er helfen will, genau dies zu vermeiden. In kompakter Form und leicht verständlicher Sprache vermittelt der emeritierte Professor für Soziologie wissenschaftstheoretische Grundlagen für die empirische Sozialforschung. Philosophische Grundsatzdebatten bleiben ausdrücklich ausgespart, der Autor selbst ist am kritischen Rationalismus nach Popper orientiert. Zunächst erfolgt eine Klärung wichtiger Begriffe wie Wissen(schaft), Forschung, Theorie sowie die Abgrenzung der empirischen Sozialforschung von Geistes‑ und Naturwissenschaften. Der weitere Aufbau des Buches ist angelehnt an den Ablauf eines typischen sozialwissenschaftlichen Forschungsprozesses. Von der Formulierung des Forschungsthemas über die Auswahl der Theorien, der Hypothesenbildung, Operationalisierung, Datenerhebung und ‑auswertung bis zur Theoriebilanz werden wesentliche Begriffe, Regeln und mögliche Probleme im Forschungsverlauf behandelt. Wichtige Merksätze wie „alle Forschung beginn[t] mit Theorie“ (31) oder „[d]ie Operationalisierung darf der Theorie nichts hinzufügen“ (69) werden begründet, zentrale Qualitätskriterien der Forschung wie Validität und Reliabilität oder das Problem der Wertfreiheit in Schaukästen erläutert. Die Abschnitte zu Stichprobe, Statistik und zur Datenerhebung als „wissenschaftstheoretisch unergiebigste Phase eines Projekts“ (77) fallen recht knapp aus und betreffen nur die quantitative Forschung. Seinen Schwerpunkt legt Endruweit darauf, die Leser_innen für Fragen über den Zusammenhang von Theorie und Forschungspraxis zu sensibilisieren. Damit bietet das Buch vor allem für den ersten Einstieg in das Thema eine lohnende Lektüre.