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/ 04.06.2013
Hanns Wienold

Empirische Sozialforschung. Praxis und Methode

Münster: Westfälisches Dampfboot 2000 (Einstiege 6); 248 S.; 29,80 DM; ISBN 3-89691-694-7
Trotz ihrer Thematik ist die Arbeit von Wienold nicht als (weitere) Einführung in die empirische Sozialforschung zu lesen; sie bietet vielmehr - und das auf sehr inspirierende Weise - einen kritischen Kommentar zur Praxis empirischer Sozialwissenschaft (13). Die kommentierende Perspektive des Autors - der sich selbst als empirisch arbeitenden Soziologen versteht (223) - richtet sich auf den "allgemeinen Artefaktcharakter der Ergebnisse empirischer Sozialforschung" (14). Zum einen ergibt sich das Artifizielle soziologischer Aussagen aus einem von den eingesetzten Methoden begünstigten Reflexionsdefizit: "Auch dort, wo die empirische Sozialforschung nicht unmittelbar staatlicher Praxis einverleibt ist oder ihr zuarbeitet, behält sie die Zentralperspektive auf ihren Gegenstand bei." (148) Der Autor diskutiert die mit dieser aggregierenden Sichtweise verbundenen Probleme an ausgewählten methodischen Fragen (wie Befragungen, Skalierungsverfahren oder Sozialstrukturanalyse auf Basis von Umfragedaten). Zum anderen werden methodologische Probleme erörtert, die sich aus dem - vom Autor durchaus geteilten - Erklärungsanspruch der Soziologie ergeben. Das betrifft (in den Kap. 2-5) einige zentrale Themen sozialwissenschaftlicher Theoriebildung wie Konstitution empirischer Gegenstände, "Mikro-Makro-Problem" oder das Verhältnis von Beobachten/Verstehen. Relativ ausführlich (und kritisch) wird in diesem Zusammenhang das dem methodologischen Individualismus verpflichtete Erklärungsmodell von Hartmut Esser behandelt (28 ff.). Insgesamt eine Studie, die zumal Lesern mit Ambitionen in der empirischen Forschung empfohlen sei. Inhalt: 2. Empirische Gegenstände; 3. Handlung und Kausalität. Mikro- und Makro-Perspektiven in der empirischen Soziologie; 4. Erklärung, Beschreibung, Prognose: Erklärungen; Beschreibungen; Prognosen; 5. Beobachten und Verstehen; 6. Befragungen; 7. Der Realitätsgehalt der Datenmatrix; 8. Wie religiös sind die Kölner? Zur Skalierung "christlicher Religiosität"; 9. Die Vermessung des sozialen Raumes. Sozialstrukturanalyse mit Umfragedaten; 10. Vom Zählen der Büffel. Empirische Sozialforschung am Fuße des Himalaja.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 1.25.2 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Hanns Wienold: Empirische Sozialforschung. Münster: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5193-empirische-sozialforschung_6818, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6818 Rezension drucken
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