/ 03.06.2013
Jutta Ditfurth
Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus
Hamburg: Konkret Literatur Verlag 1996; 224 S.; 28,- DM; ISBN 3-89458-148-4Dokumentiert wird anhand zahlreicher Beispiele die scheinbar zunehmende Unterwanderung von Vereinen, Organisationen und gesellschaftlichen Gruppen durch esoterische Ideen. Esoterik ist dabei eine okkulte, elitäre Geheimwissenschaft, die nur erleuchtete Eingeweihte begreifen können (11). Ditfurth beschreibt die ideologischen Hintergründe alltäglicher Handlungs- und Motivationsmuster. "Esoterik und Faschismus überschneiden sich in der scheinbaren Entpolitisierung der Menschen, die sie tatsächlich für reaktionäre Politik öffnet, dem knallharten Egokult, der Unterwerfung vor dem Jenseits, dem Kosmos oder einem Führer und in einer vollständig antisozialen, antihumanistischen und antiaufklärerischen Orientierung." (24)
Vor diesem Hintergrund scheinen neue, oft aus Fragmenten unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammengesetzte Ideale, die die Grundlage für die mannigfaltigsten Handlungen darstellen, auf fruchtbaren Boden zu fallen. Oft wird nicht gesehen, daß die verschiedensten Konzepte über soziale Ungleichheiten und politische Lösungen nur hinwegtrösten. Sie dienen dazu, sich kollektiv von anders Gesinnten abzugrenzen, ohne dies rational begründen zu müssen. "Immer geht es um den Versuch, Herrschaft zu legitimieren, krasse soziale Unterschiede biologisch zu definieren, ein gegnerisches Kollektiv systematisch als minderwertig zu klassifizieren und so Herrschaft, Krieg und Unterdrückung zu rechtfertigen." (42)
Das Buch macht nachdenklich und leitet dazu an, gesellschaftlich anerkannte Gruppen, Vereine und Organisationen auf eher ideologisches Gedankengut zu überprüfen. Die Ursachen für esoterische Verklärungen liegen bei Ditfurth in der vorherrschenden kapitalistischen Herrschaftsform, und damit ist für die Zukunft eine Überführung in den Faschismus, die extreme kapitalistische Herrschaftsform, vorbereitet (24). Dieser Erklärungsansatz scheint in seiner Monokausalität etwas kurz zu greifen.
Thomas Morick (TM)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.35 | 2.37 | 5.4 | 2.333
Empfohlene Zitierweise: Thomas Morick, Rezension zu: Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. Hamburg: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2405-entspannt-in-die-barbarei_3094, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 3094
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Dipl.-Politologe.
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