Ernst Bloch gehört zweifellos zu den interessantesten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Seine Biografie liest sich als die eines Getriebenen. Schon während des Ersten Weltkrieges hatte er Zuflucht in der Schweiz gesucht. Es folgten ausgedehnte Exilzeiten in Paris, Wien und Prag. 1938 ging er schließlich in die USA, aus denen er erst 1949 in die neu gegründete DDR zurückkehren sollte, um in Leipzig, mit 63 Jahren, erstmals eine Professur anzutreten. Nach einer erzwungenen Emeritierung sollte sich der durch allzu kritische Aussagen aufgefallene Bloch bald erneut gezwungen sehen, die Flucht anzutreten, die ihn 1961 nach Tübingen führte. Hier lehrte er bis zu seinem Tod im Jahr 1977 als Gastprofessor. Angesichts dieser Vita überrascht es nicht, dass Bloch sein Leben lang ein Traumbild von Heimat in seinem Kopf bewahrte, das zugleich zum Schlüssel seiner Philosophie werden sollte. Beides, Leben und Werk, hat Arno Münster in sechs Teilen und 38 Kapiteln in aller Ausführlichkeit dargestellt. Blochs Bedeutung leitet sich für ihn dabei nicht nur daraus ab, dass dieser als einer der Ersten den Aufstieg des Faschismus analysiert hatte, sondern vielmehr aus seiner kritischen, aber respektvollen, Haltung gegenüber der Religion, mit der er sich von den meisten Marxisten unterschied. Sie wurde zum Kernstück des „politischen Bloch“. Dennoch ist der Band eine „politische Biographie“ (Untertitel) im doppelten Sinne. Der Autor rekonstruiert nicht nur Leben und Werk des „zornigen Propheten“, er lässt auf nahezu jeder Seite auch seine persönliche Sympathie für Bloch durchblicken. Durch die große Nähe kann er zwar einerseits das Bild eines sehr menschlichen und vom Schicksal verfolgten Bloch zeichnen. Andererseits werden aber so politische Entwicklungen und Zusammenhänge, wie beispielsweise die 68er‑Bewegung, der der Philosoph mit Sympathie begegnete, auf eine allzu einseitig‑positive Art wiedergegeben und interpretiert.