/ 22.06.2013
Jochen Becker / Wolfgang Ebert / Jochen Marquardt (Hrsg.)
Es geht nur anders! Denkanstöße für politische Alternativen
Köln: PapyRossa Verlag 2009; 275 S.; 15,- €; ISBN 978-3-89438-428-9Der Band geht auf eine im Jahr 2004 begonnene öffentliche Vortragsreihe zurück, die der DGB Hagen zusammen mit dem Regionalbüro Arbeit und Leben und der Volkshochschule Hagen initiiert hat, um eine kritische Auseinandersetzung mit der neoliberalen Reformpolitik der letzten Jahre und deren medialer Vermittlung anzustoßen. In 30 Kurzbeiträgen von Referenten aus Wirtschafts-, Politik- und Sozialwissenschaft sowie aus Gewerkschaften, Politik und Publizistik werden die zentralen Erkenntnisse der Veranstaltungsreihe präsentiert. Ein Schwerpunkt ist die öffentliche Meinungsbildung bei der Durchsetzung der Agenda 2010. Albrecht Müller entlarvt sie als einzige „Reformlüge“ (29), die auf Systemänderung statt auf Sicherung des Sozialstaats ziele. Er bemängelt die Resistenz der politisch Entscheidenden gegen Erfahrungen und deren vornehmliche Orientierung „an den Sprüchen der veröffentlichten Meinung“. Aus der schlechten Qualität der öffentlichen Debatte resultiere folglich „eine miserable Qualität der politischen Entscheidungen“ (31). In die gleiche Richtung weist auch Walter van Rossums Kritik an der früheren politischen Talkshow Sabine Christiansen, die „als Durchlauferhitzer für absurde Propagandarhetorik“ (39) gedient habe. In weiteren Beiträgen wird auf den Einfluss des Bertelsmann-Konzerns und die Rolle von interessengeleiteten Kampagnen eingegangen. Gängige Mythen und hartnäckige Vorurteile werden entlarvt. Beispielsweise relativiert Gerd Bosbach die teils dramatische Ausmaße annehmenden demografischen Vergreisungsszenarien und Ernst Kistler zeigt auf, dass es sich bei der Debatte um die Erhöhung des Renteneintrittsalters „nicht um einen – künstlich aufgebauschten – Generationenkonflikt, sondern um den Konflikt zwischen Arm und Reich, zwischen Arbeit und Kapital“ (259) handele. Die vielschichtigen Auswirkungen der Hartz-Gesetze bilden einen zweiten Schwerpunkt und werden faktenreich dargelegt. Insgesamt gibt der Band einem breiten Lesepublikum zahlreiche Argumente gegen den neoliberalen Mainstream an die Hand.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.342 | 2.343 | 2.35 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Jochen Becker / Wolfgang Ebert / Jochen Marquardt (Hrsg.): Es geht nur anders! Köln: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32107-es-geht-nur-anders_38297, veröffentlicht am 28.04.2010.
Buch-Nr.: 38297
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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