/ 04.06.2013
Manfred Brocker / Heino Heinrich Nau (Hrsg.)
Ethnozentrismus. Möglichkeiten und Grenzen des interkulturellen Dialogs
Darmstadt: Primus Verlag 1997; X, 310 S.; kart., 39,80 DM; ISBN 3-89678-054-9In der Debatte über die aktuellen sozialen und politischen Herausforderungen verschiedener Gesellschaften werden kulturelle Aspekte (wieder) vermehrt miteinbezogen. Die zentrale Frage des Bandes lautet, ob eine universalistische Vorstellung über das Politikverständnis nicht auch gleichzeitig ein ideologisches Produkt des westlichen Kulturkreises darstellt. "Diese Infragestellung ist fundamental. Denn die Geltung der dem westlich-abendländischen Staats- und Politikverständnis zugrunde liegenden Überzeugung hängt nach wie vor an der Allgemeinheit theoretischer und praktischer Begründungen, wie sie beispielsweise in der Idee der Menschenrechte, der Religionsfreiheit oder der weltanschaulichen Toleranz zutagetreten." (VII) Im dritten Abschnitt wird anhand der gängigen Modernisierungstheorie untersucht, inwieweit westliche Zivilisationsmerkmale wie technischer Fortschritt, ökonomisches Wachstum und politische Demokratie an verallgemeinerten westlichen Zivilisationsmerkmalen orientiert sind (IX). Danach stehen Ethnozentrismus und Universalismus sich nicht unüberbrückbar gegenüber, sondern eine "Akzeptanz des Anderen" kann in philosophischer, kultur- und politikwissenschaftlicher Hinsicht durch interkulturellen Dialog erreicht werden.
Inhalt: A. Philosophie: Wolfgang Kluxen: Abstrakte Vernunft und konkrete Geschichte (11-26); Dieter Mersch: Vom Anderen reden. Das Paradox der Alterität (27-45); Elmar Holenstein: Wo verlaufen Europas Grenzen? Europäische Identität und Universalität auf dem Prüfstand (46-68); Ram Adhar Mall: Interkulturelle Philosophie und Historiographie (69-89); Heinz Kimmerle: Die interkulturelle Dimension im Dialog zwischen afrikanischen und westlichen Philosophien (90-110). B. Kulturwissenschaften: Andreas Wimmer: Die Pragmatik der kulturellen Produktion. Anmerkungen zur Ethnozentrismusproblematik aus ethnologischer Sicht (120-140); Martin Fuchs: Universalität der Kultur. Reflexion, Interaktion und das Identitätsdenken - eine ethnologische Perspektive (140-152); Albert Wirz: Das Bild vom anderen. Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Verstehens (153-169); Dietmar Rothermund: Konstruktionen nationaler Solidarität in Asien. Universalismus und Traditionalismus (170-190); Joachim Heidrich: Kulturvergleich im Prisma indischer Intellektueller des frühen 20. Jahrhunderts (191-214). C. Politische Wissenschaft: Manfred Mols: Universale oder kulturspezifische Kategorien und Theorien? Bemerkungen aus politikwissenschaftlicher Sicht (225-240); Peter Weber-Schäfer: "Eurozentrismus" contra "Universalismus". Über die Möglichkeit, nicht-europäische Kulturen zu verstehen (241-255); Heiner Bielefeldt: Menschenrechte - universaler Normenkonsens oder eurozentrischer Kulturimperialismus? (256-268); Bassam Tibi: Die Entromantisierung Europas. Zehn Thesen zur Überwindung des Eurozentrismus ohne Selbstaufgabe (267-288); Dirk Berg-Schlosser: Menschenrechte und Demokratie - universale Kategorien oder eurozentrische Betrachtungsweise? (289-306).
Thomas Morick (TM)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.23 | 2.2 | 4.42 | 5.42 | 5.43 | 5.44
Empfohlene Zitierweise: Thomas Morick, Rezension zu: Manfred Brocker / Heino Heinrich Nau (Hrsg.): Ethnozentrismus. Darmstadt: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3943-ethnozentrismus_5607, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 5607
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Dipl.-Politologe.
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