/ 27.02.2014
Petr Kratochvíl (Hrsg.)
EU as a Political Actor. The Analysis of Four Dimensions of the EU's Actorness
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 199 S.; 34,- €; ISBN 978-3-8329-7223-3Kann man der EU in ihrer derzeitigen Verfasstheit eine eigene Akteursfähigkeit (Actorness) zusprechen? Diese schwer zu beantwortende Frage steht im Mittelpunkt des Sammelbandes. Petr Kratochvil ist seit Mai 2013 Direktor des als unabhängiger Think Tank in Prag operierenden Instituts für Internationale Beziehungen, das sich mit Fragen der europäischen Integration sowie der internationalen wie europäischen und tschechischen Sicherheitspolitik befasst. Das erklärt auch die Zusammenstellung der elf Beiträge, von denen sechs schon im Jahr 2011 erschienen sind und nun für den Sammelband ins Englische übertragen wurden. Kratochvil, der bei drei Ausätzen als Ko‑Autor firmiert, formuliert in seiner Einleitung die Fragestellung für die nachfolgenden Beiträge: Wenn die EU eine eigene Actorness hat, dann bedarf es einer Weiterung der Analyse der EU als Institution sui generis, da die Forschung hier zu stark auf den Demos und die Europäisierung rekurriert. Kratochvil schlägt mit „Recognition“ (23), „Attractiveness“ (35), „Legitimacy“ (47) und „Framing“ (59) vier Dimensionen vor, ohne die bekannten Probleme zu negieren. Zur Verdeutlichung dieses vielschichtigen Zugangs sind die Beiträge im Wechselspiel zwischen Akteursfähigkeit und Rückkopplung zu verorten, wobei das Autorenteam zugleich versucht, dem Begriff der Europäisierung mehr Substanz zu geben. Die sechs Fallstudien sind dem eingangs formulierten Raster zugeordnet. Zur Verdeutlichung, ob und wie die EU wahrgenommen wird, dienen die Beispiele Somalia und die Globalisierungsdebatte. Die Anziehungskraft der EU soll eine etwas bemüht wirkende Analyse der Massenmedien in Argentinien und Kolumbien verdeutlichen. In den übrigen Kapiteln wird die integrierende Rolle des Aquis Communautaire aufgezeigt. Leider fehlt eine abschließende Bewertung, sodass der ansonsten sehr interessante Ansatz auf der Stufe einer Momentaufnahme verbleibt. Kratochvil liefert eine lesenswerte Einführung in die Thematik und einen beachtenswerten Beitrag zur Actorness‑Debatte – nicht weniger und leider auch nicht mehr.
Martin Schwarz (MAS)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
Rubrizierung: 3.1 | 3.6 | 4.22 | 2.61 | 2.67 | 2.65 | 3.5 | 2.22 | 4.5 | 2.263
Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Petr Kratochvíl (Hrsg.): EU as a Political Actor. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36785-eu-as-a-political-actor_44381, veröffentlicht am 27.02.2014.
Buch-Nr.: 44381
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Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
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