Wenn aus trotzkistischer Perspektive das Ende des Stalinismus die historische Chance darstellt, die proletarische Weltrevolution endlich zu beginnen, ist die Vierte Internationale mit dieser Position weitgehend allein. Das schmälert nicht das Verdienst der Herausgeber, erstmals auf deutsch das letzte der Bücher Trotzkis vorzulegen, das 1928 noch in der Sowjetunion erscheinen konnte. Der Band versammelt Artikel und Aufsätze über den Ersten Weltkrieg, die der Revolutionär im europäischen Exil mit der nötigen Vorsicht zum größeren Teil für verschiedene russische Zeitungen verfaßte. Es eröffnet sich eine kundige und engagierte Sicht auf die erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Dabei verhehlt Trotzki nicht, daß er seine Berichte aus eigener Anschauung und Erfahrung schöpft. Diese im Abgleich mit den politischen und militärischen Ereignissen zu reflektieren und erkenntnisreiche Schlüsse zu ziehen, macht die Aufsätze des Korrespondenten und Zeitzeugen (auch autobiographische Schriften sind in den Band aufgenommen) aus heutiger Sicht zu Dokumenten der Veränderungen, die sich im Weltkrieg ankündigten: "Wir sind bei dem erstaunlichen Schauspiel zugegen, wo man im Zeitalter der Luftfahrt eine ganze Nation mit einem nicht sehr hohen Verhau aus drahtigen Stacheln umzingelt hat - und diese [...] auf der Höhe der technischen Kultur befindliche Nation kann nichts anderes gegen den erbärmlichen Draht hervorbringen als [...] einfache Scheren, die man bedienen muß, wenn man auf dem Bauch kriecht." (210 f.) Dabei wirkt die beobachtende Distanz des Korrespondenten auch in der Parteinahme für die Massen und bei aller Hoffnung auf andere als nationalistische Erhebungen immer informierend.