/ 21.06.2013
Ottmar Ette / Dieter Ingenschay / Günther Maihold (Hrsg.)
EuropAmerikas. Transatlantische Beziehungen
Frankfurt a. M.: Vervuert Verlag 2008 (Bibliotheca Ibero-Americana 124); 171 S.; 24,- €; ISBN 978-3-86527-439-7Mit dem Begriff der transatlantischen Beziehungen ist zumeist das Verhältnis zwischen der EU und den USA gemeint. In diesem Band, der eine gemeinsame Ringvorlesung der Freien und der Humboldt Universität Berlin, des Ibero-Amerikanischen Institutes PK und der Universität Potsdam dokumentiert, rückt der Südatlantik in den Mittelpunkt. „Man kann Lateinamerika nicht verstehen, wenn man den Kontinent nicht verlässt und ihn mit den Augen, mit den Mythen und Stereotypen sieht, die über ihn im Ausland entstanden sind, weil diese mythische Dimension einer Gemeinschaft untrennbar mit der geschichtlichen Wirklichkeit verbunden ist“ (31), erklärt der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa in seiner Ansprache anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde. Die Besonderheiten der kulturellen Identität im Lichte der europäisch-lateinamerikanischen Beziehungen sowie die gegenseitigen Wahrnehmungen stehen im Mittelpunkt der mehrheitlich kultur- und literaturwissenschaftlichen Beiträge. Politikwissenschaftlich interessant sind vor allem zwei Aufsätze: Stefan Rinke untersucht die politischen und sozioökonomischen Beziehungen unter dem Aspekt des Eurozentrismus und fragt nach Machtungleichheiten und Abhängigkeiten in der europäisch-lateinamerikanischen Beziehungsgeschichte. Maihold nimmt die gegenwärtigen politischen Beziehungen in den Blick und setzt sich angesichts des zunehmenden Bedeutungsverlustes Lateinamerikas für Europa kritisch mit dem qualitativen Gehalt der von Europa ausgerufenen sogenannten „strategischen Partnerschaft“ auseinander. Er weist auf zentrale Herausforderungen und Fallstricke des politischen Dialogs hin und mahnt: „Eine strategische Partnerschaft ohne ernsthaftes Bemühen um deren Ausfüllung führt eher zu negativen Ergebnissen als protokollarische Runden bilateraler Konsultationen traditioneller Prägung. Das Format der Verhandlungen muss daher dringend überdacht und neu gefasst werden.“ (156) Es gelte, die Beziehungen aus dem gegenwärtigen Schwebezustand zu befreien und eine neue, auf realen Interessen und Gestaltungsoptionen beruhende Beziehungskultur zu begründen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.2 | 4.22 | 2.65 | 2.23 | 3.6
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Ottmar Ette / Dieter Ingenschay / Günther Maihold (Hrsg.): EuropAmerikas. Frankfurt a. M.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30318-europamerikas_35977, veröffentlicht am 08.04.2009.
Buch-Nr.: 35977
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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