/ 04.06.2013
Thomas Seibert
Existenzphilosophie
Stuttgart/Weimar: Verlag J. B. Metzler 1997 (Sammlung Metzler 303); XII, 196 S.; kart., 26,80 DM; ISBN 3-476-10303-XEine Einführung in die Existenzphilosophie hat sich laut Seibert zwei Schwierigkeiten zu stellen: In systematischer Hinsicht ergibt sich das Problem, daß die verschiedenen existentialistischen Denker nur schwer einer gemeinsamen Richtung zuzuordnen sind; in historischer Hinsicht erweist es sich als Problem, daß der Existentialismus sich selbst überwunden zu haben und damit nur noch einer vergangenen Epoche anzugehören scheint. Daß beide Schwierigkeiten aus der Sache selbst resultieren, um die es im Existentialismus geht, macht Seibert zur Ausgangsthese seiner Einführung, die historische und systematische Betrachtung daher auch nicht trennt. Der Autor folgt drei Entwicklungslinien. Die erste führt von Kierkegaard über Stirner zu Nietzsche; alle drei versuchen "im Rückgang auf ihre eigene Subjektivität den universalistischen Geltungsanspruch traditioneller Philosophie zurückzuweisen". Die zweite Linie reicht von Jaspers über Heidegger bis zu Sartre; ihre Gemeinsamkeit ist, "gerade im Rückgang auf die Selbst- und Seinserfahrung individuellen Existierens zu einer universalen Ontologie gelangen zu wollen" (XI). Dieses Unternehmen scheitert, so kommt es drittens zu subjektivistischen "Kehren", die von Autoren wie Marcuse, Foucault u. a. aufgenommen und vertieft wurden. Letztlich sieht Seibert die Linien in einer Spirale münden, die sich um den Philosophierenden selbst windet und Ausdruck des Versuchs einer philosophischen Standortbestimmung nach dem immer wieder beschworenen "Ende der Metaphysik" ist.
Barbara Zehnpfennnig (BZ)
Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 5.42
Empfohlene Zitierweise: Barbara Zehnpfennnig, Rezension zu: Thomas Seibert: Existenzphilosophie Stuttgart/Weimar: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4156-existenzphilosophie_5865, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5865
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Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
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