Die vorliegende Aufsatzsammlung macht, im Rahmen der Gesammelten Schriften des italienischen Faschismustheoretikers und Zeithistorikers Agnoli, an verschiedenen Orten veröffentlichte Zeitschriftenbeiträge aus dem Zeitraum 1966 bis 1979 (sowie einen bisher unveröffentlichten Text) dem deutschen Publikum erneut zugänglich. Das Hauptinteresse des Autors gilt dabei der Herausarbeitung der historischen, ideologischen und politisch-ökonomischen Spezifika des italienischen Faschismus. Dazu bedient er sich zweier Ansätze: Zum einen untersucht er die besonderen historischen Bedingungen der Entwicklung der faschistischen Bewegung in Italien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Praxis des faschistischen Regimes unter Mussolini. In Auseinandersetzung mit der andauernden Kontroverse um eine Faschismustheorie im allgemeinen sowie insbesondere mit dem methodischen und theoretischen Ansatz zu einer integralen Faschismusdarstellung und -deutung bei Ernst Nolte hebt er zum anderen wesentliche Unterschiede in der politischen Zielsetzung sowie im Verhältnis von Programmatik und politischer Praxis im Vergleich der einzelnen faschistischen Bewegungen in Europa, vor allem aber zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus hervor. Darüber hinaus geht er der Frage nach, inwiefern faschistische Politik in ihrer Praxis und Programmatik die Organisation des bürgerlichen, kapitalistischen und demokratischen Staates über den Zusammenbruch der faschistischen Systeme hinaus grundsätzlich zu verändern vermochte, nicht zuletzt im Hinblick auf eine gesellschaftliche "Vermittlung" des zentralen Gegensatzes in der politischen Konzeption von Liberalismus und Sozialismus in den (west)europäischen Gesellschaften nach 1945.