/ 11.06.2013
Astrid M. Eckert
Feindbilder im Wandel. Ein Vergleich des Deutschland- und des Japanbildes in den USA 1945 und 1946
Münster: Lit 1999 (Studien zu Geschichte, Politik und Gesellschaft Nordamerikas 13); 206 S.; brosch., 48,80 DM; ISBN 3-8258-4211-8Geschichtswiss. Magisterarbeit FU Berlin; Gutachter: K. Krakau. - Nicht alles, was in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg passierte, ist schon eine Funktion des Kalten Krieges. Unter dieser Prämisse untersucht Eckert, was aus den amerikanischen Feindbildern gegenüber Deutschland und Japan geworden ist. Als Quellenbasis stützt sie sich auf ausgewählte Zeitschriften aus der Zeit zwischen Januar 1945 und Mitte 1946, begrenzt durch das Kriegsende einerseits und den Beginn des Kalten Krieges andererseits. "Untersucht wird also die Perspektive, die einem zeitgenössischen Leser vornehmlich durch die Presse auf Deutschland und Japan geboten wurde." (9) Sie stellt dabei signifikante Unterschiede fest. Das Feindbild gegenüber Japan war von Anfang an sehr viel härter und rigoroser, stellte die Japaner als vollkommene Unmenschen dar; deshalb könne man von einem regelrechten Bruch in der Berichterstattung sprechen, der Umgang mit Deutschland veränderte sich hingegen eher fließend. Während gegenüber Japan ein fast schlagartiger Prozeß einsetzte, in dem Japaner wieder als menschlich dargestellt wurden, wurde die Berichterstattung gegenüber Deutschland zunächst schärfer - aufgrund der Befreiung der Konzentrationslager - bevor der Ton in den Zeitschriften gemäßigter wird. Als Erklärung dieser unterschiedlichen Wandlungen greife die These von der "intellektuellen Umrüstung" (165), der Wanderung der Feindbilder von Japan auf China und von Deutschland auf die Sowjetunion im Zuge des Kalten Krieges nicht, da sie weder der unmittelbaren Nachkriegszeit das gebührende Gewicht gäbe, noch hinreichend erklären könne, warum während des Krieges eine Zusammenarbeit mit dem Red Bolshevism gegen den Brown Bolshevism möglich war. Statt dessen arbeitet die Autorin in akribischer Arbeit heraus, wie lebensweltliche Erfahrungen oder Ereignisse viel mehr als Ideologie den Wandel in der Darstellung beeinflußten: Arbeitsbedingungen der Korrespondenten, Sprachkenntnisse, persönliche Kontakte, manchmal auch Machtspiele und Intrigen innerhalb der Verwaltungen. Mit dieser Studie über die Feindbilder gelingt es Eckert, mehr Licht in einige bislang noch recht dunkle, gleichwohl für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidende Monate zu bringen.
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.64 | 2.312 | 2.68 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Astrid M. Eckert: Feindbilder im Wandel. Münster: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10168-feindbilder-im-wandel_12028, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 12028
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Dr., Politikwissenschaftler.
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