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/ 03.06.2013
Birgit Lange-Enzmann

Franz Borkenau als politischer Denker

Berlin: Duncker & Humblot 1996 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 93); 264 S.; 92,- DM; ISBN 3-428-08699-6
Politikwiss. Diss. Eichstätt. - Der 1900 in Wien geborene Borkenau gehört zu der großen Gruppe von Publizisten, die in den 20er Jahren in der revolutionären Linken, wie z. B. Ignazio Silione, Arthur Koestler oder Richard Löwenthal, engagiert waren, sich aber später aus Enttäuschung über die kommunistische Politik abkehrten - in diesem Fall 1929. Daher wird Borkenau in dieser Arbeit "als ein symptomatischer Denker behandelt" (7). Er hinterließ ein - im Literaturverzeichnis akribisch nachgezeichnetes - breitgefächertes Werk, das vor allem in seinem journalistischen Teil die politischen Entwicklungen der 20er bis in die 50er Jahre hinein widerspiegelt, "wie die Spaltung der Arbeiterbewegung, der Spanische Bürgerkrieg, die zunehmende Instrumentalisierung der Kommunistischen Internationale oder der Hitler-Stalin-Pakt" (8). Wichtig auch sein Beitrag zur Theorie des Totalitarismus. Wenn auch nicht direkt den politischen Schriften zuzurechnen, wird dennoch Borkenaus von Spengler und Toynbee angeregte Theorie der Kulturzyklen angesprochen. Inhalt: I. Aufstieg und Fall eines Gottes: Borkenau und das kommunistische Ideal 1900 - 1932: 1. Werdegang eines Revolutionärs; 2. Der Übergang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild: a) Genese der Fragestellung, b) Ausgangsthesen, c) Beweisführung, d) Zeitgenössische Rezeption, e) Mechanik, Maschine, Manufaktur, f) Rolle des Klassenkampfes, g) Bilanz. II. Faschismus, liberale Demokratie, Sozialismus, Anarchismus: Beiträge zur Staatstheorie 1932 - 1937: 1. Der Weg ins Exil; 2. Eine Soziologie des Faschismus: a) Entstehungsursachen faschistischer Bewegungen, b) Proletarische Revolution und faschistische Konterrevolution, c) Der echte Faschismus, d) Der Nationalsozialismus; 3. Scheitern der Demokratie; 4. Zur Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft; 5. Paretos Elitentheorie; 6. Spanischer Bürgerkrieg: a) Bedeutung des Kampfes für die politische Linke, b) Ablösung der Materie durch den Geist, c) Soziale Revolution und antirevolutionäre Politik der Kommunisten, d) Linke oder rechte Diktatur - Spaniens Zukunftsaussichten; 7. Revolution und Konterrevolution. III. Ringen um die Weltherrschaft: Kommunismus, Nationalsozialismus, Totalitarismus 1938 - 1945: 1. Kriegsjahre, Kriegsschriften, Neuorientierung; 2. Absage an den Weltkommunismus; 3. Entwicklung und Inhalt der Totalitarismustheorie; 4. Der Totalitäre Feind: a) Neuer Schwerpunkt Nationalsozialismus, b) The Totalitarian Enemy - eine Kampfschrift, c) Nationalsozialistische Wirtschaft, d) Art und Wurzeln der nationalsozialistischen Ideologie, e) Deutsche Außenpolitik und ihre Erfolgschancen, f) Bolschewismus, g) Resümée; 5. Planwirtschaft und politische Freiheit - Lehren für die westlichen Demokratien. IV. Kreminologie und Zivilisationsgeschichte 1945 - 1957: 1. Der Neuanfang; 2. Borkenaus Theorie der Kulturzyklen; 3. Der Kalte Krieg; 4. Borkenau und Marx - ein schwieriges Verhältnis.
Heinz-Werner Höffken (Hö)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 5.42.4 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Birgit Lange-Enzmann: Franz Borkenau als politischer Denker Berlin: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/2792-franz-borkenau-als-politischer-denker_3676, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 3676 Rezension drucken
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