/ 11.09.2014
Mechtild Jansen
Für eine humane Gesellschaft. Streitschrift gegen den Politikverlust
Wiesbaden: Springer VS 2014; 307 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-658-02303-4Die Sozialwissenschaftlerin und freie Autorin Mechtild Jansen legt mit dem von ihr selbst als Streitschrift titulierten Band eine wortreiche Kritik an der westlichen Politik vor, die ihr zufolge inhaltsleer und inhuman sei. Ihre Vorgehensweise – der Begriff Methodik trifft es in diesem Fall nicht ganz – war die der Beobachtung und Reflexion: „Ich bin immer vom Material, vom Stoff der Realität, ausgegangen und habe danach gefragt, wie dieses Material beschaffen ist, was es hergibt, was es ausmacht und bewirkt, wie es sich entwickelt […] und habe es wieder und wieder und wieder aus immer neuem Abstand beleuchtet, bedacht, Zusammenhänge hergestellt und zu formulieren versucht, was ich entdeckte“ (15). Es fehlen nicht nur Hinweise auf verwendete Theorien oder Methoden, im gesamten Buch sind auch weder Verweise noch ein Quellen‑ oder Literaturverzeichnis zu finden, was Zweifel an der Wissenschaftlichkeit des Werkes aufkommen lässt. Einzig im Vorwort äußert sich Jansen über die Grundlagen ihrer Arbeit: „Meine Quelle war die jahrelange tägliche Beobachtung von Gesellschaft, Politik und Zeitgeschehen, wie sie sich im Spiegel der Medien, der Öffentlichkeit, der Wissenschaft, Kunst und Kultur dokumentierten.“ (16) In einem einzigen langen und komplexen Aufsatz – nur formal unterbrochen durch Kapitel‑ und Zwischenüberschriften – beklagt Jansen die Krisen der Gegenwart: „Die westliche Gesellschaftskrise als Krise des Kollektiven, des Sozialen, des Menschen, dem, was Gesellschaft schlechthin ausmacht, ist es, die alle Teilbereiche von Gesellschaft in ihren jeweiligen Krisen zumindest in zusätzliche, mehr noch in grundständige Krisen bringt.“ (29) Im Kern seien es Krisen des Politischen, die ihren Ursprung in dem Versagen der Neuen Mitten fänden, deren Handeln die Autorin unter anderem als „visionsloses Gejagtsein“ (84) bezeichnet. Dem gewaltigen Gedanken‑ und Wortgebilde fehlt ein roter Faden, eventuell lohnenswerte Ansätze gehen unter in einer Flut teilweise unverständlicher Gedankengänge.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 5.42 | 2.2 | 2.22 | 2.342 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Mechtild Jansen: Für eine humane Gesellschaft. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37514-fuer-eine-humane-gesellschaft_45344, veröffentlicht am 11.09.2014. Buch-Nr.: 45344 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenM. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
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