/ 17.06.2013
Herfried Münkler / Harald Bluhm (Hrsg.)
Gemeinwohl und Gemeinsinn. Zwischen Normativität und Faktizität
Berlin: Akademie Verlag 2002 (Forschungsberichte der interdisziplinären Arbeitsgruppe "Gemeinwohl und Gemeinsinn" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 4); 327 S.; geb., 39,80 €; ISBN 3-05-003679-6Im vierten und letzten Band der interdisziplinären Arbeitsgruppe der genannten Akademie kommt das Verhältnis von Gemeinwohl und Gemeinsinn stärker in zeitdiagnostischer Perspektive in den Blick als in den vorangegangenen Bänden. Als lockere Klammer der teils philosophischen, teils sozialwissenschaftlichen Überlegungen dient die problematische Beziehung zwischen einer verfahrensbezogenen Konzeption gerechter Ordnung (die gleichsam das institutionelle Korrelat von Gemeinwohl darstellen könnte) und jenen motivationalen Fragen, die den komplementären - eben: "gemeinsinnigen" - Handlungsorientierungen gelten. Der Renaissance des Gemeinwohlthemas liegt denn auch die Vermutung zugrunde, dass gerade dieser Typus gemeinsinniger Handlungsorientierungen eine knappe Ressource zu werden droht und deshalb eine Verständigung über dessen Voraussetzungen erforderlich ist. Diese zeitdiagnostische Dimension wird von den Beiträgen "vorwiegend an Fragen des aktuellen Selbstverständnisses liberaler Demokratien diskutiert" (11).
Inhalt: Herfried Münkler / Harald Bluhm: Einleitung: Gemeinwohl und Gemeinsinn zwischen Normativität und Faktizität (9-18); Alfred Gierer: Biologie, Menschenbild und die knappe Ressource "Gemeinsinn" (19-36); Udo Tietz: Gemeinsinn, Gemeinwohl und die Grenzen des "Wir" (37-70); Christoph Menke: Gleichheit, Reflexion, Gemeinsinn (71-84); Bernd Ladwig: Liberales Gemeinwohl. Von den Schwierigkeiten einer Idee und ihrem Verhältnis zur Gerechtigkeit (85-112); Jean-Pierre Wils: Zur Produktion von Gemeinsinn. Ihre diffizilen Bedingungen und ihre problematischen Wirkungen (113-129); Mathias Eichhorn: Erwählung - Bildung - Demokratie. Das Gemeinwohlverständnis in der reformierten Tradition (131-152); Hans Joas / Frank Adloff: Milieuwandel und Gemeinsinn (153-185); Frank Nullmeier / Tanja Pritzlaff: Gemeinsinn durch Konkurrenz. Argumentationsfiguren normativer Integration (187-215); Hubertus Buchstein: "Gretchenfrage" ohne klare Antwort - Ernst Fraenkels politikwissenschaftliche Gemeinwohlkonzeption (217-240); Rainer Schmalz-Bruns: Gemeinwohl und Gemeinsinn im Übergang? (241-271); Peter Ulrich: Republikanischer Liberalismus und Corporate Citizenship. Von der ökonomischen Gemeinwohlfiktion zur republikanisch-ethischen Selbstbindung wirtschaftlicher Akteure (273-291); Hermann Lübbe: Gemeinwohl als Aufgabe der Ordnungspolitik (293-304); Pier Paolo Portinaro: Über die Rehabilitierung des Gemeinwohldiskurses. Pro und Contra (305-320).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.41 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Herfried Münkler / Harald Bluhm (Hrsg.): Gemeinwohl und Gemeinsinn. Berlin: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16895-gemeinwohl-und-gemeinsinn_19407, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 19407
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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