Der Sammelband geht zurück auf die an der Universität Passau gehaltenen Vorträge der Ringvorlesung zur Geschlechterforschung im Wintersemester 2005/2006. Die Artikel sind entsprechend interdisziplinär ausgerichtet und orientieren sich an verschiedenen Konzepten und Theorien der Genderforschung, wobei dennoch hauptsächlich Frauen im Fokus der Betrachtung stehen. So liegt genau darin auch das Problem des gesamten Bandes: mit „Gender“ ist fast immer nur „Frau“ gemeint. Auch die Annahme einer binären Einteilung der Geschlechter in Mann und Frau und die damit einhergehenden geschlechtsspezifischen Zuschreibungen („Frauen wollen Partner mit Wirtschaftskraft“ [41], „Männer wollen physisch attraktive Frauen“ [43]) sind sehr kritisch zu bewerten. Besonders die Erklärungen zur Hierarchie der Geschlechterverhältnisse auf biologistischer Basis (oder noch schlimmer: mit Hilfe von Grimms Märchen, wie es der Artikel von Rudolf Emons vormacht) können weder als wissenschaftlich bezeichnet werden, noch als mit den Erkenntnissen der Geschlechterforschung vereinbar gelten. Überdies werden Unsicherheiten im Umgang mit dem Gender-Mainstreaming-Konzept auch durch die falsche Verwendung deutlich (so schreibt Petra Genkova konsequent und falsch „Gender Mainstream“). Nichtsdestotrotz bieten einige der Artikel interessante Anknüpfungspunkte für weitere Forschungen. Besonders in den Bereichen, in denen Gender bislang nur eine marginale Rolle spielte (so z. B. in der Geografie, der Linguistik und der Kinder- und Jugendliteraturforschung), bietet der Sammelband anregende neue Aspekte.