Eine allgemeine Theorie über den Völkermord zu entwickeln, ohne die These von der Einzigartigkeit des Holocaust anzutasten - vor dieser Herausforderung sehen sich die Herausgeber dieses Bandes, der aus einer Tagung des Arbeitskreises Historische Friedensforschung hervorgegangen ist. Das Dilemma, das sich aus diesem Ansatz ergibt, ist offensichtlich: Wäre der Holocaust wirklich in jeder Hinsicht singulär, ließe er sich theoretisch gar nicht fassen. Es gibt keine Theorie völlig singulärer Phänomene. Der Ausweg besteht für die Herausgeber darin, auf "strukturelle Zusammenhänge" (6) des Judenmords mit anderen Formen des Genozids - z. B. in Armenien, Kambodscha, Ruanda - zu verweisen. Mit diesen befassen sich u. a. auch die Autoren des Bandes. Inhalt: Der Genozid in der modernen Geschichte: Stig Förster / Gerhard Hirschfeld: Einleitung (5-10); Helen Fein: Definition and Discontent: Labelling, Detecting, and Explaining Genocide in the Twentieth Century (11-21); Robert Melson: Problems in the Comparison of the Armenian Genocide and the Holocaust: Definitions, Typologies, Theories, and Fallacies (22-35); Ben Kiernan: Genocide and 'Ethnic Cleansing' (36-47); Norbert Finzsch: Genocides against Native Americans between Individualist Agenda and State-Implemented Program (48-59); Hannes Heer: Nicht Planer, aber Vollstrecker: Die Mitwirkung der Wehrmacht beim Holocaust (60-100); Christian P. Scherrer: Ethnisierung und Völkermord in Zentralafrika: Rwanda und Burundi - Länder der Tausend Massengräber (101-129). Forum: Geschichte der Friedensbewegung: Ilde Gorguet: Die Friedensbewegung und die deutsch-französische Versöhnung in den Zwanziger Jahren: eine Bilanz zehnjähriger Bemühungen (133-164).