/ 05.11.2015
Karl Hermann Höhn
Geopolitics and the Measurement of National Power
Online-Publikation 2014 (http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2014/6550/pdf/Dissertation.pdf); XII, 316 S.Diss. Hamburg; Begutachtung: D. Nolte, M. Sulek. – Macht bildet eine der Urkategorien der internationalen Beziehungen. Die Frage, wie sie zu messen ist, ist Gegenstand zahlloser, insbesondere im Bereich der realistischen Theoriefamilie einzuordnender Veröffentlichungen und Debatten. Karl Hermann Höhn hat sich im Sinne eines „enzyklopädische[n] Werk[es]“ (iii) vor diesem Hintergrund das Ziel gesetzt, „so viele Machtformeln wie möglich zu sammeln, um eine umfassende und internationale Übersicht von Machtformeln zu veröffentlichen“ (2). Darüber hinaus untersucht er hierzu die (wissenschafts‑)geschichtlichen Wurzeln. Dazu geht er zunächst auf die theoretischen Grundlagen nationaler Macht ein, gestützt auf vor allem geopolitische Literatur. Dann betrachtet er die Geschichte der Statistik und ihren Bezug zur Politikwissenschaft sowie geopolitische Untersuchungen inklusive der historischen Hintergründe der Versuche von Machtmessung und ihre Beschreibung. Auch die in China und Indien geltenden, breiteren Konzepte nationaler Macht finden Berücksichtigung. Am Ende geht es Höhn allerdings auch darum, aus auf Grundlage der insgesamt 69 Machtformeln aus dem Zeitraum von 1741 bis 2010 eine Klassifikation von drei unterschiedlichen Arten der Gewichtung von Macht zu liefern, die auf die für sie relevanten operationalen Definitionen von Macht Bezug nimmt. Nach Höhn ist die Mehrzahl der Machtdefinitionen willkürlich, da sie nicht nur mit persönlichen und biografischen Hintergründe ihrer Erschaffer zusammenhängen – auf die Höhn in Form der Herkunft und Disziplinzugehörigkeit auch eingeht –, auch die Zahl und Gewichtung der berücksichtigten Variablen variiere. Höhn selbst legt am Ende keine Lösung im Sinne einer umfassenden und abschließenden Formel zur Machtmessung vor. Ihm geht es vor allem darum, Typen von nicht‑willkürlichen Messlösungen vorzustellen. Hierzu zählt er neben datenbasierten (Data‑Based Wighting Schemes) und wahrnehmungsbezogenen (Perception‑Based Weighting Schemes) auch empirische Gewichtungsmethoden (Empirical Weighting Schemes). Allein für die schiere Menge an durchgesehener Literatur und der Analyse der unterschiedlichen Ansätze, Macht zu messen, gebührt Höhn Anerkennung. Ob man seinen wissenschaftstheoretischen und methodischen Grundannahmen folgen möchte – er eröffnet seine Dissertation bereits mit einem provokanten Zitat Alcocks und Newcombes, demzufolge die Internationalen Beziehungen, sofern sie denn eine Wissenschaft sein wollten, ein definitives quantitatives Maß für nationale Macht zu etablieren hätten –, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
{CPA}
Rubrizierung: 4.1 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Karl Hermann Höhn: Geopolitics and the Measurement of National Power 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39050-geopolitics-and-the-measurement-of-national-power_47327, veröffentlicht am 05.11.2015. Buch-Nr.: 47327 Rezension druckenCC-BY-NC-SA