Der Autor setzt hier sein didaktisches Bemühen um einen Ethik-Unterricht an den Schulen fort, welcher "nicht auch noch [...] zum sog. 'Laberfach' verkommen" (23) soll. Um dies zu verhindern, schlägt Weiler eine Didaktik ethischen Urteilens vor, die sich namentlich gegen die "Werte-Erziehung" richtet, der es nach Ansicht des Autors nicht nur an Offenheit mangelt, sondern die auch im Verdacht der Unwissenschaftlichkeit, der mangelnden Verfassungskonformität und der politisch-ökonomischen Illegitimität steht. Solcher Werte-Erziehung, welche die Inhalte des Ethikunterrichts letztlich der Beliebigkeit bevormundender Kultusbürokratien aussetzt, stellt Weiler sein Konzept "ethischen Ur-teilens" entgegen. Dieses Konzept ist zieloffen und auf die gleichberechtigte Diskussion "aller wissenschaftlich vertretbarer Positionen" (356) der Ethik ausgelegt, wobei diese Diskussion insbesondere die Prämissen und Kontexte der einzelnen ethischen Ansätze offenzulegen hat. Man kann Weilers Absicht als Bemühen um einen wissenschaftlichen Ethik-Unterricht bezeichnen, wobei man allerdings - wie bei allen solchen Entwürfen - skeptisch fragen muß, ob sich ein solch anspruchsvolles und voraussetzungsreiches Konzept, wie es von Weiler in komplexer Argumentation entwickelt wird, in der Praxis umsetzen läßt.