/ 04.06.2013
Sebastian Haffner
Germany: Jekyll & Hyde. 1939 - Deutschland von innen betrachtet
Berlin: Verlag 1900 1996; 284 S.; geb., 29,80 DM; ISBN 3-930278-04-9Dieses Buch, das den Auftakt der großen Karriere des Publizisten Haffner markiert, wurde erstmals 1940 im englischen Exil in englischer Sprache veröffentlicht und für diese deutsche Erstausgabe rückübersetzt, weil das deutschsprachige Originalmanuskript verschollen ist. Haffner hatte dreierlei Ziele: Er wollte "eine Diskussion zum Abschluß bringen; auf ganz bescheidene Weise helfen, den Krieg zu gewinnen; die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden erörtern" (7). Das Buch verfolgte mithin "einen praktischen und nicht einen akademischen Zweck" (9). Haffner wandte sich gegen die damals vorhandene Tendenz, die Deutschen entweder als verführtes, aber im Grunde humanes, friedfertiges Volk oder als unverbesserliche Nazis zu sehen. In seinem Buch erstellte er eine Art Psychogramm der Deutschen, indem er sieben Meinungs- und Machtgruppen identifizierte, die jeweils in eigenen Kapiteln analysiert werden: Hitler, die Naziführer, die Nazis, die loyale Bevölkerung, die nichtloyale Bevölkerung, die Opposition und die Emigranten. Über fünfzig Jahre nach Kriegsende bietet das Buch selbstverständlich keine neuen Interpretationen, zumal der Autor selbst in späteren Veröffentlichungen immer wieder auf das Thema eingegangen ist. Als Zeitdokument ist es jedoch sehr wertvoll, nicht zuletzt weil Haffners zu einem so frühen Zeitpunkt gewonnene Einsichten mehrfach verblüffen und andeuten, daß ihm eine große Laufbahn bevorstand.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.312
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Sebastian Haffner: Germany: Jekyll & Hyde. Berlin: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4940-germany-jekyll--hyde_6507, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 6507
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M. A., Politikwissenschaftler.
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