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/ 20.06.2013
Massimiliano Livi

Gertrud Scholz-Klink: Die Reichsfrauenführerin. Politische Handlungsräume und Identitätsprobleme der Frauen im Nationalsozialismus am Beispiel der "Führerin aller deutscher Frauen"

Münster: Lit 2005 (Politische Soziologie 20); 283 S.; brosch., 26,90 €; ISBN 3-8258-8376-8
Diss. Münster; Gutachter: K. Prieser, S. Papcke – In den bisherigen, meist populärwissenschaftlichen Untersuchungen zu den „Frauen der Nazis“ fand die „Reichsfrauenführerin“ Gertrud Scholtz-Klink immer nur im Schatten von Eva Braun, Magda Goebbels oder Emmy Göring Erwähnung. Dabei war sie die mächtigste und politisch einflussreichste Frau im NS-Staat. Livis politische Biografie ist die erste deutschsprachige Analyse, die sich ihrer Persönlichkeit und ihrem Handeln widmet. Im ersten biografischen Abschnitt beschreibt Livi ihre politische und administrative Karriere und rekonstruiert dabei die Rechtfertigungen hoher NS-Funktionäre (z. B. von Rudolf Heß und Martin Bormann), die Scholtz-Klink trotz ihres nicht gerade konventionellen Lebensstils (sie war viermal verheiratet, hatte vier Kinder und war voll berufstätig) den Weg in die Politik zu ebnen suchten. Im zweiten Teil werden bislang kaum bekannte Quellen wie Reden und Schriften von Scholtz-Klink ausgewertet und inhaltlich auf das propagierte Frauenbild untersucht. Livi arbeitet dabei Themen wie politische Partizipation von Frauen, Mutterschaft, Frauenbildung und vor allem Frauenerwerbstätigkeit als ihre Schwerpunkte heraus. Er weist nach, dass Scholtz-Klink vor allem wegen des fehlenden emanzipatorischen Ehrgeizes und für ihren „Nationalsozialismus der Tat“ (138) von der Parteileitung geschätzt wurde, die sich durch die von der „Reichsfrauenführerin“ angeschobenen Reformen eine Zentralisierung aller Frauenorganisationen erhoffte. Im letzten Teil werden die aus der Textanalyse gewonnenen Erkenntnisse bewertet und interpretiert. Insgesamt ist den einleitenden Worten von Karin Priester zuzustimmen, dass diese Biografie nicht nur auf lange Sicht „das“ Standardwerk zu Scholtz-Klink sein wird, sondern darüber hinaus auch Maßstäbe für weitere Untersuchen im Bereich Frauen und Nationalsozialismus setzt.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Massimiliano Livi: Gertrud Scholz-Klink: Die Reichsfrauenführerin. Münster: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/25362-gertrud-scholz-klink-die-reichsfrauenfuehrerin_29390, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29390 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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