In diesem Band sind 270 Texte dokumentiert, die Rosa Luxemburg in den Jahren von 1893 bis 1906 nachweislich oder sehr wahrscheinlich verfasst hat. Zumeist handelt es sich um deutschsprachige Artikel, die in sozialdemokratischen Tageszeitungen erschienen sind. Abgedruckt sind außerdem Berichte über Reden und Mitschriften der Polizei. Annelies Laschitza erläutert in dem ausführlichen Vorwort die Zusammensetzung der Dokumentensammlung wie auch deren Vorgeschichte – sie wird als Ergänzung zu den fünf Bänden der Werkausgabe publiziert, die bis 1975, nach einem Beschluss des Politbüros beim ZK der SED, in der DDR erschienen sind. „Die zeitgenössische marxistisch‑leninistische Interpretation in den Vorworten entsprach dem Erkenntnisstand der Editoren zur Herausgeberzeit. Bei aller berechtigten Kritik vermitteln sie auch einen rezeptions‑ und editionsgeschichtlichen Einblick in das marxistisch‑leninistische Meinungsbild junger Wissenschaftler der DDR in den 70er Jahren“ (26), erklärt dazu Laschitza, die die Herausgabe der Gesammelten Werke auch damals betreute. Nun sind noch ein siebter Band für den Zeitraum von 1907 bis 1918 mit deutschen Texten und einigen Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen geplant sowie ein achter mit der Übersetzung sämtlicher noch ausstehender polnischer Arbeiten. „Damit würde zum ersten Mal eine Gesamtausgabe aller erhalten gebliebenen Dokumente Rosa Luxemburgs, einschließlich der handschriftlichen Zeugnisse in Gestalt von Entwürfen, Gedankenskizzen und Notizblättern, vorliegen.“ (19) Eine solche Ausgabe sei bereits in den 1920er‑Jahren geplant gewesen.