Rauh zeigt, daß die Kriegsbeteiligten schon vor ihrem Kriegseintritt ihre besonderen Interessen verfolgten. So sieht er im Hitler-Stalin-Pakt nicht nur den Versuch Hitlers, für den Polenfeldzug die notwendige strategische Sicherheit im Osten zu erhalten, sondern der Pakt ist für Rauh auch Ausdruck des Interesses Stalins, sich für den europäischen Krieg seine Optionen offenzuhalten. Rauh möchte mit "Geschichtslegenden" (52) aufräumen, die den Weltkrieg auf ein "vordergründiges Täter-Opfer-Schema" (53) reduzieren. Durch diese traditionelle Betrachtungsweise gehen nach Rauh zuviele Aspekte verloren - z. B. die Ursprünge der amerikanisch-sowjetischen Differenzen -, die von der Forschung erst unter dem Aspekt des Kalten Krieges behandelt werden. In der Frage um die Präventivkrieg-These nimmt Rauh eine Mittelposition ein: Einerseits betont er Hitlers schon in den zwanziger Jahren entwickelte Absichten, die Sowjetunion zu zerschlagen. Andererseits verweist Rauh auf die Aufmarschpläne der sowjetischen Militärs im Frühjahr 1941, die sowohl eine grenznahe Verteidigung als auch einen Angriff bedeuten konnten. Insofern sieht der Autor die Präventivkrieg-These nur im militärstrategischen Bereich gerechtfertigt, aber keineswegs vom politischen Ansatz her. Die Wehrmacht erfährt bei Rauh keine pauschale Verurteilung, für ihn sind Hitler und Wehrmacht keineswegs die "Komplizen im Verbrechen" (384). Aus dem Inhalt: I. Kriegführung und Politik im Zeichen des Hitler-Stalin-Pakts: I.1. Der Krieg gegen Polen; I.2. Das Verhältnis der Mächte nach dem Hitler-Stalin-Pakt; I.3. "Weserübung"; I.4. Der Westfeldzug. II. Politisch-strategische Entscheidungen nach dem deutschen Westfeldzug: II.1. Blitzkriegstrategie? II.2. Das Verhältnis der Mächte vom Sommer 1940 bis zum Sommer 1941; II.3. Der Krieg gegen England; II.4. Die Atlantik-Charta. III. Der deutsche Rußland-Feldzug 1941: III.1. Die Vorbereitung; III.2. Die "verbrecherischen Befehle"; III.3. "Barbarossa" - die Zerstörung eines Feldzugsplans.