/ 07.11.2013
Andreas Klar
Gesundheitstourismus in Europa. Eine empirische Transaktionskosten-Analyse
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Andrássy Studien zur Europaforschung 6); 287 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8487-0314-2Wirtschaftswiss. Diss. Bayreuth; Begutachtung: M. Eckardt, V. Ulrich. – Andreas Klar widmet sich einem überaus aktuellen, praxisrelevanten und sowohl aus gesundheitsökonomischer als auch aus rechtswissenschaftlicher Perspektive spannenden Thema, dem Gesundheitstourismus von Patienten ins europäische Ausland. Er kann dabei zu Recht auf die gerade im empirischen Bereich bestehenden Forschungslücken hinweisen. Mit der Aufarbeitung der bereits aus anderen Untersuchungen vorhandenen beziehungsweise durch ihn erhobenen Sekundär‑ und Primärdaten leistet der Autor deshalb auch wichtige Pionierarbeit, auf die aufzubauen sein wird. Leider steht diesem Licht aber auch Schatten gegenüber: Das betrifft nicht nur vereinzelte Ungenauigkeiten, vor allem im Hinblick auf die juristische Fundierung. Natürlich war hier keine umfassende, rechtswissenschaftlichen Standards genügende Bewertung zu fordern, aber eine auf dem aktuellen Stand des Primär‑ und Sekundärrechts stehende Darstellung kann auch von einer wirtschaftswissenschaftlichen Dissertation erwartet werden. Zudem, und das wiegt schwerer, ist auch das Verhältnis der Datenanalyse zu den zugrunde gelegten Annahmen nicht völlig unproblematisch. Das gilt schon für die Ausgangsthese: Wer wollte denn ernsthaft bezweifeln, dass sowohl monetäre wie nichtmonetäre Aspekte die Entscheidung, Gesundheitsdienstleistungen im Ausland nachzufragen, prägen? Monokausale Ursachenerklärungen entsprechen doch kaum je der Wirklichkeit. Auch erscheint etwa die Annahme, die (subjektive Wahrnehmung der) Qualität der Gesundheitsdienstleistungen habe Einfluss auf die Entscheidung über den Behandlungsort, so selbstverständlich, dass der zu ihrer Bestätigung betätigte Aufwand fast unverhältnismäßig wirkt. Insgesamt wäre es zielführend, über die Fokussierung der Patientenseite hinaus auf die Pluralität der Akteure zu achten und deren durchaus konfligierende Interessen stärker miteinander zu verschränken. Hier bleibt noch Aufklärungsarbeit zu leisten; ein erster Schritt ist indes mit der gut lesbaren Schrift getan.
Steffen Augsberg (AU)
Prof. Dr., Professur Öffentliches Recht, Justus-Liebig-Universität Gießen.
Rubrizierung: 2.343 | 2.263
Empfohlene Zitierweise: Steffen Augsberg, Rezension zu: Andreas Klar: Gesundheitstourismus in Europa. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36376-gesundheitstourismus-in-europa_44227, veröffentlicht am 07.11.2013.
Buch-Nr.: 44227
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Prof. Dr., Professur Öffentliches Recht, Justus-Liebig-Universität Gießen.
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